Smart & Digital in der Baubranche am Fallbeispiel der Allianz-3-Schulen
3. Dezember 2024 Die Digitalisierung durchdringt immer mehr Bereiche unserer Gesellschaft und macht auch vor der Bauwirtschaft nicht halt. …
„Pädagogische Leuchttürme“ und ein „Aufbruchssignal für die Bremerhavener Bildungslandschaft“, so lauten die Zielsetzungen beim Bau von drei neuen Schulen in den Bremerhavener Stadtteilen Geestemünde, Mitte und Lehe.
Die große Aufgabe, drei Schulen auf einen Streich zu bauen und damit ein neues, innovatives Bildungsangebot für Bremerhaven zu schaffen, geht die Städtische Grundstücksgesellschaft mbH als Bauherrin im Auftrag der Stadt Bremerhaven und des Schulamtes in einem innovativen und bisher nur im Ausland erprobten Ausschreibungsverfahren an.
Für das Projektmanagement holten sie sich die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH an die Seite.
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Der Neubau der drei Schulen in Bremerhaven ist deutschlandweit das erste Hochbau-Projekt der öffentlichen Hand, das durch eine Integrierte Projekt-Allianz (IPA) umgesetzt wird. Das macht es weit über die Region hinaus zu einem Leuchtturmprojekt und Vorbild künftiger Bauvorhaben. Den Kern der Allianz bilden die STÄWOG-Gruppe als Bauherrin, die BIS für das Projektmanagement sowie fünf renommierte Planungs- und Baufirmen, die sich in EU-weiten Ausschreibungen für das Projekt beworben hatten. Aber auch viele weitere Stakeholder, vor allem die Schüler:innen, Lehrer:innen und Schulleitungen, sind von Anfang an eingebunden.
Schon der Bau einer neuen Schule wäre ein Großprojekt. Aber steigende Schülerzahlen und der Sanierungsbedarf bestehender Schulgebäude machen in Bremerhaven den dreifachen Schulneubau dringend notwendig. Das hat auch die gewählten Vertreter in der Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat der Stadt Bremerhaven dazu bewogen, ein neues Verfahren zu wagen: Die STÄWOG-Gruppe als Bauherrin und die BIS Wirtschaftsförderungsgesellschaft als Koordinatorin arbeiten dabei zusammen – und das Schulamt der Stadt mietet deren Schulbauten auf 30 Jahrzehnte an.
Auch für die Umsetzung der Bauvorhaben haben STÄWOG und BIS ein ganz neues Verfahren gewählt: eine Intergrierte Projektallianz (IPA). Ursprünglich aus Skandinavien stammend führt sie schon vom ersten Strich an Auftraggeber, Architekten und Fachplaner sowie die ausführenden Bauunternehmen zusammen.
Im Allianzvertrag „3 Schulen Bremerhaven“ sind dies die Städtische Grundstücksgesellschaft (STÄGRUND) als Bauherrin, die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung für das Projektmanagement sowie fünf weitere Partnerfirmen:
Der Kooperationsgedanke erstreckt sich aber auch über die Allianzmitglieder hinaus auf alle beteiligten Stakeholder. Insbesondere das Schulamt, Lehrer:innen und Schüler:innen sind – mit wissenschaftlicher Begleitung durch die Universität Bremen – von Anfang an eng in die Planung der Schulbauten und ihrer pädagogischen Konzepte involviert worden. Gemeinsames Merkmal aller drei Entwürfe der neuen Schulgebäude, die am 1. April 2022 von einer fachkundigen Jury ausgewählt wurden, ist eine Ausrichtung am neuesten Erkenntnisstand der Pädagogik.
"Wir sammeln mit diesem Projekt wertvolle Erfahrungen mit dem zukunftsweisenden IPA-Verfahren."
Zeitraubende Schritte wie die europaweite Ausschreibung und das Bauantragsverfahren sind in dem neuen Verfahren schon vor oder während der 1. Phase erfolgt, die mit der ersten IPA-Vertragsunterzeichnung im Dezember 2021 besiegelt wurde. Direkt nach der Mietvertragsunterzeichnung am 28. April 2023 durch das Schulamt der Stadt Bremerhaven konnte die Finanzierung abgeschlossen und mit den Bauarbeiten begonnen werden. Da alle drei Schulgebäude zum Beginn des Schuljahres 2025/2026 zur Verfügung stehen sollen, werden die drei Bauwerke parallel errichtet.
Dabei kommen moderne Verfahren wie das Building Information Management (BIM), bei dem der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes in einem digitalen Zwilling erfasst, verwaltet und koordiniert wird, und Lean Construction, bei dem alle Planungs- und Bauprozesse ressourcen- und zeitschonend geplant werden, zum Einsatz. Sie tragen zusammen mit der gemeinsamen Planung und Umsetzung in der Integrierten Projektallianz zu einer im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren höheren Kosten- und Terminsicherheit bei.
Die Stadt Bremerhaven hat den Bau dreier hochwertiger neuer Schulen beschlossen. Im Stadtteil Lehe entsteht die Neue Grundschule Lehe (NGL), an der Grenze der Stadtteile Lehe und Mitte die Neue Oberschule Lehe (NOL), im Stadtteil Geestemünde entsteht für die Allmersschule (Grundschule) und die stark abgängige Oberschule Geestemünde das gemeinsame Schulzentrum Hamburger Straße (SHS). Bei den Bezeichnungen der Schulen handelt es sich noch um Arbeitstitel, die Schulnamen werden zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam mit den Schulen erarbeitet. Gemeinsames Merkmal aller drei Entwürfe der neuen Schulgebäude, die am 1. April 2022 von einer fachkundigen Jury ausgewählt wurden, ist eine Anordnung in Clustern statt Klassenzimmern nach dem neuesten Erkenntnisstand der Pädagogik.
Mit den Schulneubauten wird erstmals die Städtische Grundstücksgesellschaft (STÄGRUND) beauftragt, im Projektmanagement unterstützt von der BIS Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Im Gegenzug verpflichtet sich die Stadt Bremerhaven, die Schulen für mindestens 30 Jahre anzumieten.
Nach EU-weiten Ausschreibungen sind zudem folgende Unternehmen Teil der Allianz „3 Schulen Bremerhaven“ geworden:
- die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) mit WES GmbH LandschaftsArchitektur für die Planung Gebäude und Freianlagen,
- WTM Engineers GmbH für die Tragwerksplanung,
- die Pfeil & Koch Ingenieurgesellschaft GmbH & Co. KG für die Planung der technischen Gebäudeausrüstung (TGA),
- die Bremer AUG. Prien Bauunternehmung GmbH & Co. KG für die Ausführung des erweiterten Rohbaus sowie
- die Lindner SE für die Ausführung sowohl des Ausbaus als auch der TGA.
Für die Umsetzung des Projekts wählte die STÄWOG-Gruppe mit Zustimmung der Stadt Bremerhaven das innovative Allianzverfahren aus. Die Schulen werden gebaut vom Team der „Allianz 3 Schulen“. Dieses besteht aus der Städtischen Grundstücksgesellschaft Bremerhaven (STÄGRUND) als Bauherrin, der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH als Projektmanagerin sowie Architekt:innen, Fachplaner:innen, ausführenden Bauunternehmen und Pädagogen. Der Neubau der drei Schulen in Bremerhaven ist deutschlandweit das erste IPA-Projekt der öffentlichen Hand im Hochbau und damit ein Leuchtturmprojekt auch für andere Städte.
Bremerhaven steht, wie viele weitere Kommunen in Deutschland, vor multiplen Herausforderungen im Bildungsbereich, vor allem eine rasant steigende Zahl von Schüler:innen. So werden die Schülerzahlen in diesem Jahrzehnt von 4.140 (2020) auf 4.650 Schüler:innen (2030) in den städtischen Grundschulen sowie von 6.100 (2020) auf 6.900 (2030) in der Sekundarstufe I anwachsen. Dies macht die ersten Schulneubauten in Bremerhaven seit fast 50 Jahren notwendig.
Im Jahr 2021 wurde die Teilnahme an den drei Schulneubauten im Allianzverfahren EU-weit ausgeschrieben. Das Interesse war groß, es wurden renommierte Unternehmen von Weltrang gewonnen. So konnte im Dezember 2021der IPA-Vertrag (Integrierte Projektabwicklung mit Mehrparteienverträgen) mit den ausgewählten Allianzpartnern geschlossen werden.
Einige kollaborativ entwickelte Entwürfe wurden dann am 1. April 2022 von einer interdisziplinär besetzten Jury mit Mitgliedern aus den Schulen, Politik, Verwaltung, Pädagogik, Architektur und den Stadtteilkonferenzen bewertet und für jede der drei Schulen der bevorzugte Entwurf ausgewählt.
Nachdem die Allianz „3 Schulen Bremerhaven“ ihre Planungen – auch finanziell –konkretisiert hatte, unterzeichnete Schuldezernent Michael Frost den auf 30 Jahre ausgelegten Mietvertrag am 28. April 2023. Die Allianzpartner unterschreiben ihrerseits die nächste Stufe des IPA-Vertrags (Phase 2).
Ganz nach Plan begann im Juni 2023 die Bauphase auch praktisch mit der Tiefgründung für die erste Schule, das Schulzentrum Hamburger Straße. An allen drei Schulen wird seitdem parallel gebaut.
Voraussichtlich zum Beginn des Schuljahres 2025/2026 sollen die drei Schulgebäude fertigstellt sein.
"Wenn wir die Qualität im Bildungsbereich steigern, wird die Stadt auch für Fachkräfte mit jungen Familien attraktiver."
Nura Haider-Nasser