26.02.2024
Autor: BIS mbH
„Es ist jetzt das erste Mal, dass ich etwas mache in meinem Berufsleben, das mir wirklich richtig Spaß macht“, sagt Meike Bechikh und lässt kurz den Blick durch ihre Geschäftsräume schweifen, die „DruckWelle“ in der Grashoffstraße 12.
Mit einer WhatsApp-Nachricht in ihrer Geschwistergruppe vor zwei Jahren fing alles an. Ihre Schwester Helke Wahlers war auf der Suche nach Interessenten, die eventuell ihr Geschäft DruckWelle in der Grashoffstraße übernehmen möchten. Nach fast 15 Jahren als Inhaberin wollte sie ihren Ruhestand genießen. Meike Bechikh kannte in der Tat jemanden: sich selber.
Da hatte die Diplomwirtschaftsarabistin in ihrem Angestelltendasein schon einiges erlebt, zum Beispiel den Aufstieg und das jähe Ende von WeserWind. „Wir sind mit sieben Mitarbeitern im Bremerhavener Innovations- und Gründerzentrum BRIG angefangen“, erzählt Meike Bechikh, die sich bei dem Offshore-Unternehmen von der Empfangsdame zur Projektassistenz hocharbeitete. Zwei Umzüge, das dynamische Wachstum auf rund 1200 Mitarbeiter und schließlich die Insolvenz 2015 – alles hat sie hautnah miterlebt. „Das war schon eine spannende Zeit“, blickt Meike Bechikh zurück.
Zuletzt pendelte die dreifache Mutter rund acht Jahre lang nach Bremen. „Ich habe dadurch jeden Tag gute vier Stunden verbrannt“, sagt sie. Sie arbeitete bei einem Anbieter von Software-Lösungen zur Flugsicherung. „Ich war im Vertrieb tätig und zunächst allein für die Administration von internationalen Ausschreibungen verantwortlich“, erzählt Meike Bechikh. Nach gesundheitlichen Problemen war sie aber in die zweite Reihe zurückgetreten. „Ich hatte da tolle Kollegen, das war alles gut. Unser Team war auch wirklich sehr eingespielt, aber die Arbeit hat mich nicht erfüllt“, erzählt sie.
Die Idee, die DruckWelle zu übernehmen, war schon zum festen Entschluss gereift, als sich Meike Bechikh Rat holte beim Arbeitsförderungs-Zentrum (afz), einer der Partnerinnen der Starthaus-Initiative Bremerhaven. Ihr wurde eine Workshopreihe „Coaching für Existenzgründerinnen“ beim gemeinnützigen Verein belladonna in Bremen ans Herz gelegt. Ab November 2022 lernte sie dort gut sechs Monate lang das Rüstzeug für eine berufliche Existenz außerhalb des Angestelltendaseins. „Das war wirklich eine sehr interessante Erfahrung, mit tollen Dozentinnen“, sagt Meike Bechikh. „Auch der Kontakt mit den anderen Teilnehmerinnen hat mir viel gebracht.“
Parallel bildete sie sich auch fachlich fort, lernte alles rund um Fotografie und Photoshop. So kann sie das umfangreiche Leistungsspektrum weiter anbieten und sogar ausbauen. „In erster Linie sind wir ein Fotolabor, das digitale Fotos entwickelt und auf hochwertiges Fotopapier bringt“, sagt die Unternehmerin. Ihre Fotos kann die Kundschaft in der Regel sofort mitnehmen. Dafür sorgt ein Mini-Fotolabor der Marke Agfa – das mehrere tausend Euro teure Profigerät war der größte Einzelposten bei ihrer Investition in die Selbstständigkeit.
Aber auch Fotobücher, Posterdrucke kann die Druckwelle liefern – und hochwertige Leinwanddrucke druckt und rahmt Meike Bechikh innerhalb von 24 Stunden. „Früher kannte ich nur Schreibtischarbeit. Die Rahmen zu bauen und die Leinwände aufzuziehen, ist meiner Hände Arbeit. Das gefällt mir“, sagt die Inhaberin mit einem breiten Lächeln. Eine schöne Abwechslung zur Arbeit am Computer, zum Beispiel wenn sie auf Wunsch die digitalen Fotos nachbearbeitet oder Fotocollagen anfertigt.
Auch wenn das Foto erst noch erstellt werden soll, gibt es Hilfe im kleinen Porträtstudio der Druckwelle. „Man bekommt hier professionelle Passbilder und Bewerbungsfotos für wenig Geld“, wirbt Meike Bechikh.
Der Weg geht aber nicht nur vom Digitalen zum Analogen, sondern auch umgekehrt. Das Team der DruckWelle – neben der neuen Inhaberin auch eine langjährige Mitarbeiterin, die sie übernommen hat – kümmert sich um die alten Schätze ihrer Kundinnen und Kunden: „Dias, Negative und alten Fotos digitalisieren wir kostengünstig“, sagt Bechikh. Als neues Angebot hat sie auch die Digitalisierung von Videos auf VHS-, VHS-C- und Mini-DV-Kassetten in das Leistungsangebot aufgenommen.
„Natürlich muss ich jetzt erst einmal ordentlich arbeiten, um das, was ich hier investiert habe, wieder rauszuholen“, sagt Bechikh und fügt optimistisch an: „Aber ich sehe kein großes Risiko. Meine Schwester hat in den vorangegangenen Jahren hervorragende Vorarbeit geleistet und ein Netz von Stammkunden aufgebaut.“
Gerade viele ältere Menschen seien froh, dass sie in der DruckWelle einen persönlichen Ansprechpartner und Hilfestellung bekommen, wenn es darum geht, Fotos vom Handy zu Papier zu bringen oder umgekehrt. „Und mir macht das auch Spaß“, versichert Meike Bechikh. „Da hatte ich ein bisschen Angst vor, weil ich in meinem bisherigen Berufsleben keinen direkten, persönlichen Kundenkontakt hatte. Ich hatte mich immer für eher kontaktscheu gehalten.“ Aber ihr ersten Monate als Unternehmerin haben sie vom Gegenteil überzeugt: „Die Gespräche, die man manchmal so hat, wenn es die Zeit erlaubt, sind schon sehr nett.“