03.10.2022
Autor: Marc Alexander Wagner
Als die Entwicklung im Gebiet „Alter/Neuer Hafen“ (Havenwelten) begann, war für viele noch nicht absehbar, welche gesellschaftliche Relevanz die Themen einmal erlangen würden. Die Planer knüpften damals bewusst an die Wurzeln der Stadt an, an die glaubwürdigen Kompetenzen in Bremerhaven. Das ist zum einen die Klimaforschung mit dem weltweit renommierten Alfred-Wegener-Institut, das ist aber auch das Thema Migration mit Bremerhavens langer Tradition als Auswandererhafen. Es sind Themen, die die Stadt erlebt hat, die sie direkt betreffen und bei denen sie authentisch mitreden kann.
Deutsches Schifffahrtsmuseum
In renommierten Einrichtungen wie dem Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) gehen Forschung, Sammlung, Bewahren, Ausstellen und Vermitteln eine enge Verbindung ein. Das DSM ist eines von insgesamt acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Von den rund 90 Mitarbeiter:innen sind ein Drittel Wissenschaftler:innen verschiedenster, in der Regel geisteswissenschaftlicher Disziplinen und zwei Drittel
wissenschaftsunterstützendes Personal. Sie beschäftigen sich mit der Frage, welche ökologischen, ökonomischen, technischen und sozialen Umstände die Beziehung zwischen Mensch und Meer beeinflusst haben. Oft in internationaler Kooperation erforschen sie historische Seekarten oder den Einfluss der Hanse hoch oben im Nordwesten Europas, die Folgen von versunkener Munition in der Nordsee oder die Geschichte der deutschen Forschungsschifffahrt im 20. Jahrhundert.
Deutsches Auswandererhaus
Auch am Deutschen Auswandererhaus (DAH) gehen Forschung, Sammlung und Vermittlung Hand in Hand. So vielfältig wie die hier präsentierten Lebensgeschichten von Aus- und Einwander:innen ist auch das wissenschaftliche Team des DAH aufgestellt: Geschichte und Kulturgeschichte, Anthropologie und Ethnologie, Literatur- und Sprachwissenschaft sowie Philosophie sind vertreten. In ihrer Forschung stehen Migrationsursachen, Flucht und Vertreibung sowie Prozesse der Integration im Mittelpunkt. Kontinuierlich bauen
sie die Sammlung von Fotos, Dokumenten aus und führen Interviews für das wachsende Oral History-Archiv des DAH. Es sind die Grundlagen sowohl für die Forschung als auch für die Ausstellung. Mit der 2021 eröffneten Academy of Comparative Migration Studies (ACOMIS), einer Forschungs- und Bildungseinrichtung, intensivierte das DAH zudem seine nationale und internationale Kooperation im Bereich der Migrationsforschung.
Klimahaus Bremerhaven
Das Klimahaus Bremerhaven ist die weltweit erste Wissens- und Erlebniswelt, die sich den komplexen Themen Klima und Klimawandel widmet. Mit leicht verständlichen, spannend präsentierten und wissenschaftlich fundierten Angeboten wurden seit der Eröffnung bereits mehr als 6 Millionen Besucher:innen informiert und sensibilisiert. Diesem Erfolgsrezept folgend, widmen sich die Klimahaus-Planer nun den durch den Klimawandel verursachten „Wetterextremen“.
Rund elf Millionen Euro stellt Bremens Senatorin für Klimaschutz für die Erweiterung bereit. Die auf drei Ebenen verteilte Ausstellung wird im Erdgeschoß in einem Wetterstudio beginnen. Auf den weiteren Ebenen „erleben“ die Gäste – natürlich in abgemilderter Form – extreme Wetterszenarien wie Sturmfluten und Überschwemmungen, Hitzewellen und Waldbrände.
Zoo am Meer Bremerhaven
Einen weiteren Baustein für das Verständnis des Ökosystems Erde wird die geplante Erweiterung des Zoo am Meer hinzufügen. Unter dem Titel „Biodom Bremerhaven“ wurde im März 2022 eine detaillierte Konzeptstudie vorgestellt. Ausgehend von der Faszination für Tiere und Pflanzen sollen im Biodom Zusammenhänge der Biodiversität, also der Vielfalt des Lebens, verdeutlicht und erlebbar gemacht werden. Kernstück ist ein Ausschnitt eines Hotspots des Ökosystems Amazonas-Regenwald. Ob der Bau in direkter Nachbarschaft zum Zoo am Meer realisierbar sein wird, hängt davon ab, ob die Finanzierung von geschätzt 48 Millionen Euro aufgebracht werden kann.
Einzigartig in Deutschland und Europa
"Zusammen mit Auswandererhaus und Klimahaus hätten wir dann einen Dreiklang von Themen, die uns in den kommenden Jahrzehnten beschäftigen werden und die zudem eng zusammengehören”, wirbt Ralf Meyer, Geschäftsführer der Erlebnis Bremerhaven GmbH. Der Klimawandel wirke sich auf die globalen igrationsbewegungen aus, aber auch auf die Artenvielfalt und die Biodiversität. “Das alles können wir dann in Bremerhaven auf einer Art Museumsinsel auf engem Raum präsentieren.“ Etwas Vergleichbares, ist der Touristiker überzeugt, sei in Deutschland und sogar Europa nicht zu finden.