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Wasserstoff-Symposium zum vierten Mal wegweisend für Bremerhaven

Wasserstoff ist mehr als nur langfristige Vision – in Bremerhaven ist es bereits Realität in konkreten Anwendungen und Forschungsprojekten. Entsprechend positiv war die Stimmung beim 4. Wasserstoff-Symposium Bremerhaven, zu dem die BIS Wirtschaftsförderung am Mittwoch, 18. Oktober, mehr als 100 Gäste im Fischbahnhof empfangen hat.

19.10.2023
Autor: BIS Wirtschaftsförderung

Bei der größten und bekanntesten Konferenz rund um Wasserstoff in der Region lag der Fokus in diesem Jahr auf ersten Betriebsberichten von Anlagen zur Bereitstellung und Verwendung von Wasserstoff oder seinen Derivaten.

„Wichtig ist, dass wir die Klimaschutzziele schaffen. Wasserstoff spielt dabei eine ausgeprägte Rolle“, betonte Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz in seinen Grußworten. Er war voll des Lobes für die örtlichen Akteure: „Vielen Dank für den langen Atem, für die Lust und die Energie, den neuen Bereich Wasserstoff für Bremerhaven und den Norden umzusetzen und zu gewinnen.“ Sein Dank für die breite Unterstützung galt auch der Stadtverordnetenversammlung Bremerhaven und dem Magistrat sowie der Bremischen Bürgerschaft und dem Senat der Hansestadt Bremen. Grantz rief die Vielfalt der Bremerhavener Wasserstoff-Projekte noch einmal in Erinnerung und kündigte ein weiteres, Signal setzendes Projekt an: „Wir planen sehr intensiv den Neubau einer Weserfähre mit Methanol-Brennstoffzelle.“

Dass Wasserstoff in Bremerhaven schon Praxis ist, freute auch Kai Stührenberg, Staatsrat für Häfen bei der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation: „Hier wird zurzeit Zukunft gedacht und Zukunft auch schon umgesetzt.“ Er unterstrich: „Das Land Bremen nimmt das Thema Wasserstoff ernst.“ Das Klimaschutzpaket ermögliche es, in die Zukunft zu investieren, Projekte umzusetzen und anstehende Herausforderungen zu meistern. „Bremerhaven und Bremen können die schnellsten und innovativsten Städte sein“, hob Stührenberg den Wettbewerbsvorteil der Agilität und kurzen Wege im Land Bremen hervor. „Wir haben die richtigen Akteure in der Wissenschaft, in der Wirtschaft, in der Start-up-Szene, die in Bremerhaven und im Land Bremen mit aller Kraft politisch unterstützt werden.“

Zuvor war es – stilecht in Wasserstoffbussen von Bremerhaven Bus – zur Exkursion zum Hydrogen Lab Bremerhaven (HLB) gegangen. Kevin Schalk, Gruppenleiter beim Fraunhofer Institut für Windenergie Systeme (IWES), stellte das im September fertiggestellte Elektrolyseurtestfeld auf dem ehemaligen Flugort Luneort vor. Die im September fertiggestellte Testinfrastruktur deckt das komplette System ab – von der Aufbereitung von Wasser oder sogar Meerwasser über die Elektrolyse bei fluktuierender Stromversorgung mit erneuerbaren Energien bis hin zur Stromerzeugung mit Brennstoffzelle oder Blockheizkraftwerk und die Anbindung an das virtuelle Stromnetz des IWES. In dieser umfassenden Konfiguration und im Megawatt-Bereich seien die Testmöglichkeiten in Bremerhaven einmalig, betonte Kevin Schalk. Die modulare Bauweise ermöglicht – neben der langfristigen Forschung – auch temporäre Testkampagnen mit Industriekunden. „Die Nachfrage ist sehr gut. Wir haben bereits einige sehr konkrete Anfragen sowie viele Erstgespräche aus Deutschland, Europa, aber auch aus Asien, Amerika und Afrika“, berichtete Schalk.

Zurück im Fischbahnhof waren Wasserstoff-Fahrzeuge und eine kleine Ausstellung zu besichtigen. Unter anderem stellten sich die Standorte Bremerhaven und Stade des kommenden ITZ sowie das Bremerhavener Wasserstoff-Netzwerk H2BX vor. In den beiden Themenblöcken „Logistik und Nutzfahrzeuge“ und „Maritime Wirtschaft“ waren dann sechs informative Vorträge zu hören.

Welche „Pionierarbeit“ in Bremerhaven geleistet wird, verdeutlichte Robert Haase, Geschäftsführer der Bremerhavener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (BVV). Drei Wasserstoffbusse des portugiesischen Herstellers Caetano sind hier schon im Linienbetrieb, vier weitere warten derzeit auf ihre Abnahme und sollen möglichst noch im November auf die Straße gebracht werden, drei weitere Gelenkbusse sind bereits ausgeschrieben. „Für uns war die Wasserstofftechnologie völliges Neuland. Aber einer muss ja mal anfangen“, sagte Haase. Die Busse zeigten noch „Kinderkrankheiten“, die im engen Austausch mit dem portugiesischen Herstellers Caetano ausgebessert werden müssen.

Die Herausforderungen des Betriebs von Wasserstoff-Tankstellen beschrieb Daniel Berger von der auch in Bremerhaven vertretenen HYDAC Unternehmensgruppe und stellte Filtrationstechnologie vor, die sicherstellt, dass Wasserstoff in der nötigen hohen Qualität und frei von Fremdpartikeln getankt werden kann. Carlo Brandt vom Bremer Familienunternehmen SAACKE, das bereits 1975 den ersten Wasserstoffbrenner auf den Markt brachte, stellte heraus, dass die großtechnische, thermische Nutzung von Wasserstoff erprobt ist und ohne Probleme funktioniert. Silvio Geist, zuständig für Research & Development eMobility bei MAFI & TREPEL Technology, beschrieb, wie am Bremerhavener Standort auf einer Teststrecke und Applikationsfläche Elektro- und Wasserstoff-Antriebe getestet werden, die dann in entsprechend der Kundenanforderungen in die Fahrzeuge der Firmen MAFI Transport-Systeme und der TREPEL Airport Equipment eingebaut werden.

Zeitgleich zum Wasserstoff-Symposium wurde auf der anderen Seite des Fischereihafens erstmals in Bremerhaven das Forschungsschiff Uthörn des Alfred-Wegener-Instituts – Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) erfolgreich mit dem Methanolkraftstoff „MD97“ betankt. Dr. Michael Klages vom AWI zeigte sich in seinem Vortrag begeistert von der technischen Ausstattung und wissenschaftliche Ausrüstung des neuen Forschungsschiffs. Der Betrieb des nachhaltigen Schiffes sei aber noch mehr Herausforderung als Normalität, wies er auf massive Probleme hin, die zwischen Juli und Oktober 2023 nach einer zweiten Betankung im Ausland am Methanol-Antrieb auftraten. Die Fehlersuche sei noch nicht abgeschlossen. Vor der endgültigen Abnahme des Schiffs steht vom 23. bis 27. Oktober 2023 noch eine fünftägige Testfahrt an.

Den Vortrag für die UTG Unabhängige Tanklogistik, die in Bremerhaven ihre Bunker- und Blendinganlage erstmals für die Uthörn in Betrieb genommen hat, übernahm Andreas Wellbrock von Green Fuels, enger Kooperationspartner der UTG. Im Verbundprojekt MariSynFuel soll bis zum vierten Quartal 2025 in Bremerhaven eine Produktionsanlage von grünem Methanol im Demonstrationsmaßstab für die direkte Betankung der Uthörn aufgebaut werden. Angesichts der Etablierung alternativer Kraftstoffe und der steigenden Nachfrage durch große Reedereien und eventuell auch Lkws sieht Wellbrock großes Potenzial für einen großtechnischen Aufbau einer Anlage am Seeschiffbunkerplatz Bremerhaven. Für dieses und weitere Wasserstoff-Projekte machte Wellbrock einen „Erfolgsgaranten“ aus: „Alle Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft sind in Bremerhaven nah beieinander und arbeiten eng zusammen. So können wir derzeit lösungsorientiert eine ganze Reihe von Projekten umsetzen.“

Über „eine gute Mischung aus technischen Details und realen Einsätzen“ freute sich dann auch Saskia Greiner, Innovationsmanagerin Wasserstoff bei der BIS Wirtschaftsförderung, in ihrem Fazit: „Die Beiträge zum Wasserstoff-Symposium haben uns gezeigt, dass sich den Herausforderungen und Aufgaben mutig gestellt wird, und dass diese praktisch angegangen werden.“ Sie erinnerte daran, dass „innovative und komplexe Projekte auf technischer Ebene und im praktischen Einsatz Zeit benötigen“: „Wir dürfen auf keinen Fall auf halber Strecke aufgeben.“ Denn am Ende, zeigte das 4. Wasserstoff-Symposium Bremerhaven, stehen zahlreiche Erfolgsmeldungen.

 

Fotomaterial:

BU1: Kevin Schalk stellt auf der Exkursion des vierten Wasserstoff-Symposiums Bremerhaven als Gruppenleiter beim Fraunhofer Institut für Windenergie Systeme (IWES) mit dem Hydrogen Lab Bremerhaven (HLB) das Elektrolyseur-testfeld auf dem ehemaligen Flugort Luneort vor. Bildnachweis: BIS/W. Scheer

BU2: Großes Interesse im Fischbahnhof beim vierten Wasserstoff-Symposium in Bremerhaven 2023. Bildnachweis: BIS/W. Scheer

BU3: Oberbürgermeister Melf Grantz betont die ausgeprägte Rolle von Wasserstoff in Bremerhaven bei seiner Rede auf dem vierten Wasserstoff-Symposium im Fischbahnhof. Bildnachweis: BIS/W. Scheer

BU4: Die mobile Wasserstofftankstelle in Bremerhaven sowie ein mit Wasserstoff angetriebenes Fahrzeug von BremerhavenBus vor dem Fischbahnhof in Bremerhaven beim vierten Wasserstoff-Symposium. Bildnachweis: BIS/W. Scheer

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