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Unterschätzte Spezialisten - Schiffbauer der Bredo Dry Docks halten Welthandel in Bewegung

Reparaturbetrieb? Nein! „Wir können weitaus mehr, als Beulen zu beseitigen“, sagt Dirk Harms, Geschäftsführer der Bremerhavener Bredo Dry Docks GmbH. Tatsächlich tragen die zur Rönner-Gruppe gehörenden Schiffbauer dazu bei, den Welthandel in Bewegung zu halten. Denn die drei Betriebe des Unternehmens in Bremerhaven und Cuxhaven sind Spezialisten für die Instandsetzung, die Wartung und den Umbau von Schiffen. 

15.10.2024
Autor: BIS Bremerhaven

Den beeindruckend großen Propeller eines Frachtschiffes aus nächster Nähe und den Rumpf trockenen Fußes aus der Froschperspektive zu betrachten, ist ein Erlebnis. Zumindest für Laien, für den Schiffe in der Regel unterhalb der Wasserlinie unsichtbar sind. Für mehr als 300 Beschäftigte in der Bredo Dry Docks GmbH sowie ähnlich vielen in deren Subunternehmen ist dieser Anblick dagegen alltäglich. Mit insgesamt 11 Schwimm- und Trockendocks, fünf Docks im Bremerhavener Fischereihafen und im Kaiserhafen sowie zwei weiteren Docks in Cuxhaven und den drei Docks der Lloyd Werft, die mit genutzt werden können, gehört die Bredo zu den größten Standorten für die Instandhaltung und Wartung sowie die Reparatur von Fracht-, Passagier-, Behörden- und Marineschiffen in Nordeuropa. „Der Welthandel wäre ohne uns in seiner heutigen Form undenkbar“, sagt Geschäftsführer Dirk Harms.

 Als „uns“ bezeichnet der 56-jährige nicht nur die drei zur Rönner-Gruppe zählenden Werftbetriebe, sondern auch die Wettbewerber an Elbe, Jade und Ostsee. Dennoch stellt Harms außerhalb der eigenen Industrie immer wieder fest: „Unsere Branche wird vielfach unterschätzt.“ Dabei ist der Bedarf für diese Branche naheliegend: Schiffe bedürfen schließlich wie jedes Auto und jeder Lkw der regelmäßigen Wartung und Instandsetzung. Umbauten sind zudem für Reeder ein probates Mittel, ihre Flotte neuen Anforderungen anzupassen, ohne gleich für viel Geld ein neues Schiff ordern zu müssen. Schiffe können durchaus 30 Jahre alt in Dienst sein - sie in dieser Zeit für neue Aufgaben zu ertüchtigen, sparsamere Antriebssysteme zu installieren oder sie auf Kurs Klimaschutz zu bringen, ist sinnvoller als Neubauten in Auftrag zu geben.

Dass die beiden Bremerhavener Standorte und der Betrieb in Cuxhaven eine derart führende Rolle einnehmen würden, dürfte vor ein oder zwei Jahrzehnten kaum jemand erwartet haben. Im Ursprung waren die Kernunternehmen der heutige Bredo sogar Wettbewerber. Doch unter Führung der Schiffbauer-Familie Rönner rückten die namensgebende Bremerhavener Dockgesellschaft Bredo im Fischereihafen (der ehemalige Reparaturbetrieb der früheren Schichau Seebeckwerft), die German Dry Docks AG als Nachfolgerin der Motorenwerke Bremerhaven, der Rickmers Lloyd Dockbetrieb im Überseehafen sowie die Mützefeldtwerft in Cuxhaven zwischen 2018 und 2020 immer enger zusammen. Dahinter stand ein überzeugender Gedanke: „Jeder dieser Unternehmen musste als Einzelkämpfer immer wieder Aufträge ablehnen, wenn die eigenen Docks belegt waren“, berichtet Dirk Harms aus den Anfangszeiten: „Der zunächst lockere Zusammenschluss führte dazu, dass die Dockkapazitäten besser ausgenutzt werden konnten.“ So profitierte jeder von den anderen. 

Seine Stärke hatte der Verbund schon vorher unter Beweis gestellt: Obwohl die internationale Handelsschifffahrt nach der Weltwirtschaftskrise 2008 zehn Jahre lang mit ganzer Kraft die Kostenbremse getreten, konnte Bredo Dry Docks die Marktposition halten. „Für etliche Betriebe waren das schwierige Zeiten, weil die Reeder tatsächlich nur Geld für die die allernotwendigsten Arbeiten ausgeben konnten“, erinnert sich Harms. Dank ihrer gemeinsamen Kompetenz kamen die Bremerhavener Betriebe mit einem blauen Auge davon.
 
Dass diese Unternehmen landläufig Reparaturwerft genannt werden, löst bei Dirk Harms schnell Protest aus. „Ich mag diesen Begriff überhaupt nicht“, sagt er offen und deutlich - aber nicht, weil er seit 15 Jahren Chef der Bredo ist: „Das klingt zu sehr danach, dass wir mal schnell Beulen ausbessern.“ Tatsächlich ist das Leistungsspektrum der Unternehmen deutlich anspruchsvoller und größer; schließlich handelt es sich bei Schiffen um komplexe technische Systeme mit Komponenten aus allen Bereichen vom klassischen Maschinen- und Anlagenbau bis hin zu elektronischen Geräten und digitalen Anwendungen: „All diese Bereiche decken wir und unsere Partner selbstverständlich ab“, betont Harms. Die Bedeutung der technischen Instandhaltung und des Umbaus wächst ständig: „Die Bandbreite der Technologien an Bord wird immer größer, ohne sie werden sich Aufgaben wie Klimaschutz oder der EU Green Deal nicht lösen lassen.“ 

Dazu kommt ein weiterer wesentlicher Aspekt: „Wir müssen schnell und flexibel sein und die Aufträge pünktlich abarbeiten.“ Schiffe verdienen schließlich nur Geld, wenn sie in Fahrt sind. Für anstehende Arbeiten nutzen Reeder deshalb gerne jene Zeiten, in denen ein Schiff auf einen Anschlussauftrag wartet - solche Pausen zeichnen sich in der Regel aber nur kurzfristig ab. Die Flexibilität, die die Bredo kennzeichnet, ist historisch gewachsen und auch beim Wechsel in die Rönner-Gruppe erhalten geblieben: „Wir sind kein Konzern, jedes Unternehmen hat seinen eigenen Charakter und sein eigenes Profil bewahrt“, betont Dirk Harms.

Dem Charakter eines Familienunternehmens entsprechend und dank der Rolle als hochattraktiver Arbeitgeber ist Bredo Dry Docks in der Stadt Bremerhaven verankert. Dazu trägt auch das gute Miteinander zwischen Werft und Wirtschaftsförderung bei. „Die BIS Bremerhaven hat immer erkannt, wie wichtig der Schiffbau für einen maritimen Standort wie Bremerhaven ist“, sagt Dirk Harms aus Überzeugung.

Das breite Portfolio an Dockkapazitäten für Schiffe bis zu 335 Metern Länge und das weit gefächerte technische Know-how in der Gemeinschaft machen den Instandhaltungs- und Umbaustandort für die Kunden attraktiv. Bremerhaven und Cuxhaven liegen unmittelbar an einem der meistbefahrenen Schifffahrtswege der Welt - für Schiffe mit Start oder Ziel in Nord- und Mitteleuropa ist es naheliegend, hier zu notwendigen technischen Arbeiten Station zu machen. Dazu entwickelt das breite Kompetenzspektrum eine gewisse Anziehungskraft: „Für viele Reeder ist es deswegen interessant, ihre Schiffe auch über größere Distanzen zu uns zu schicken.“ 

Damit dies so bleibt, investiert Bredo Dry Docks bewusst in den Nachwuchs: „Wir brauchen Beschäftigte, die unsere Denk- und Arbeitsweise verinnerlicht haben; deswegen bilden wir sie selbst aus“, so Harms. Genauso hohen Stellenwert hat es für ihn technisch auf dem neuesten Stand der Dinge zu sein - beispielsweise war Bredo Dry Docks weltweit der erste Umbau- und Instandhaltungsbetrieb, der sich für das Docken von Schiffen mit LNG-Antrieb zertifizieren ließ. Um die Zukunft des Unternehmens und um den Standort macht sich Harms deswegen keine Sorgen: „Und irgendwann wird auch niemand mehr von uns als Reparaturwerft sprechen.“

Bildmaterial

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