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Unternehmen blicken über den Tellerrand

Kaum eine Branche trifft der Fachkräftemangel so hart wie Hotellerie und Gastronomie. Um dem Nachwuchsmangel zu begegnen, haben drei Bremerhavener Hotels ein überregional beachtetes Projekt aus der Taufe gehoben. Bei der Verbundausbildung „meerzukunft³“ öffnen sie ihre Türen für die Auszubildenden der „Konkurrenz“ und bieten ihnen die Ausbildung in einer Breite, die es sonst kaum gibt.

04.04.2023
Autor: Marc Alexander Wagner

Fachkräftemangel geht alle an

Die Situation ist ernst. In nahezu allen Branchen suchen Unternehmen händeringend nach qualifizierten Auszubildenden. Das Gastgewerbe hat es dabei besonders schwer. „Uns be-
lasten die angeblich ungünstigen Arbeitszeiten“, sagt Rüdiger Magowsky, Hafenmeister / Hausmanager von „im-jaich“, „alsob es in anderen Berufen keine Arbeit, keine Spätschicht und
Wochenendarbeit gäbe.“ Zusammen mit Christian von Rumohr, Direktor des Hotels THE LIBERTY, und Tim Oberdieck, Direktor des ATLANTIC Hotel Sail City, hat er in ihren häufig
gepflegten kollegialen Gesprächen die Idee einer Kooperation entwickelt: „Unsere Häuser haben unterschiedliche Strukturen und Schwerpunkte – wenn unsere Azubis die ganze Bandbreite kennenlernen können, wird die Ausbildung noch attraktiver“, fasst von Rumohr die Idee zusammen.

Die Basisausbildung ist in den drei Hotels gleich und orientiert sich am neuen Ausbildungs-rahmenplan der Handelskammer. Service, Housekeeping, Küche, Rezeption und Management sind die Standard-Stationen auf dem Weg zum Berufsabschluss als Hotelfachfrau oder -mann. „Dennoch ist es sehr selten, dass ein einzelnes Hotel das gesamte Spektrum unserer Branche für die Auszubildenden abbilden kann“, erläutert Oberdieck. Zusammen decken die drei Bremerhavener Hotels nahezu die gesamte Bandbreite des gehobenen Gastgewerbes in Deutschland ab. „Das macht die Stärke und Attraktivität unserer Verbundausbildung aus“, ist Magowsky überzeugt.

Unterschiedliche Schwerpunkte

So hat das ATLANTIC Hotel Sail City einen Schwerpunkt im Tagungs- und Veranstaltungs-bereich; das Vier-Sterne-Hotel verfügt über ein eigenes Conference Center mit mehreren Sälen. „im-jaich“ bringt mit dem „Boardinghouse“, dessen Zimmer auch als Ferienapartment für das „Wohnen auf Zeit“ geeignet sind und der Lloyd Marina für rund 250 Sportboote im Neuen Hafen zwei Besonderheiten ein. Das Vier-Sterne-Hotel THE LIBERTY schließlich bewegt sich mit seinem Fine-Dining-Restaurant und der Rooftop-Bar im oberen Marktsegment, das sonst nur in den Metropolen zu finden ist.

Azubis wählen ihren eigenen Weg

Merle Scheithauer gehört zu den ersten, die seit dem Start von „meerzukunft³“ im August 2022 in den Genuss dieser Bandbreite an Ausbildungsmöglichkeiten kommt. Sie absolviert bei „im-jaich“ ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau. Sie hat sich nicht von den Vorurteilen abbringen lassen. „Das ist doch toll, dazu beizutragen, dass sich die Gäste wohlfühlen und glücklich sind“, sagt Scheithauer. Dazu kämen die Perspektiven, die die Arbeit im Hotel biete: „Neben den Karrieremöglichkeiten steht einem ja die ganze Welt offen. Hotels gibt es schließlich überall.“ Wenn die Grundkenntnisse sitzen, kann sich die junge Frau entscheiden, welche zusätzlichen Aspekte sie in den anderen Hotels kennenlernen möchte: „Mit der Entscheidung warte ich, bis ich etwas sattelfester bin.“

Dass die Nachwuchskräfte ihren eigenen Weg entwickeln können, gehört zum Konzept der Verbundausbildung. Die Bandbreite ist damit auch eine gute Voraussetzung für eine
spätere Spezialisierung im Beruf. „Barkeeper, Eventmanager, Führungsaufgaben, alle Arbeiten hinter den Kulissen oder direkt vis-a-vis zum Gast, bei uns können sie alles kennenlernen“, bringt es Christian von Rumohr auf den Punkt. Was die Auszubildenden am interessantesten finden, entscheiden sie selbst. „Alles kann, nichts muss“, erläutert Tim Oberdieck. Einziger Fixpunkt ist das sogenannte „Smile-Training“, das das ATLANTIC Hotel Sail City schon seit geraumer Zeit seinen Auszubildenden anbietet. „Freundlichkeit und Offenheit sind eine Grund-voraussetzung in der Hotellerie, gerade jungen Menschen fehlen aber häufig dazu noch die Sicherheit und Erfahrung“, beschreibt Oberdieck das Persönlichkeitstraining durch externe Coaches. „Eine solche Hilfestellung bekommt man als Azubi nur selten“, ist er überzeugt. „Und man kann das Erlernte auf jeden Fall für sich selbst nutzen, ganz egal wo man später arbeitet.“ 

www.meerzukunfthochdrei.de

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