10.11.2023
Autor: BIS Wirtschaftsförderung
Ulf Sieckmann und Sven Haushahn laufen durch die hellen Produktionshallen der symex GmbH & Co. KG, vorbei an säuberlich sortierten Werkbänken und Regalen mit kistenweisen Bauteilen – von der Schraube bis zu Komponenten. Dazwischen stehen die Vakuum-, Misch- und Homegenisieranlagen, die mehrere Meter hoch und in blank poliertem Edelstahl die Blicke auf sich ziehen. Die beiden Geschäftsführer müssen nur wenige Schritte auf der 4.800 Quadratmeter großen Produktionsfläche laufen, um Anlagen zu begutachten, die alle drei Kernbranchen des Unternehmens abdecken: die Kosmetikherstellung, die Pharma- und Chemieindustrie.
„Da steckt Hightech drin“, sagt Ulf Sieckmann mit bewunderndem Unterton und bleibt vor einer der Anlagen stehen. „Unsere Kunden haben höchste Anforderungen an Qualität, Homogenität, Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Effizienz – besonders bei der Herstellung von Medikamenten.“ Sven Haushahn ergänzt: „Wir garantieren hundertprozentig reproduzierbare Konsistenz und Produktqualität, egal ob nun Stunden oder Monate zwischen den Produktionsläufen liegen.“ In den komplexen Rohrleitungssystem der Anlagen dürfe nicht die kleinste Unebenheit sein, damit sich dort bei der – natürlich automatisierten – Reinigung keine Substanzen sammeln können. Sieckmanns und Haushahns Begeisterung für die Anlagen und das Unternehmen hat kein bisschen nachgelassen, seit die drei Gesellschafter sie 2016 damit beauftragten, die Geschäfte von symex in ihrem Sinne zu führen.
Mehr als 1000 symex-Anlagen weltweit im Einsatz
In Fabriken in aller Welt laufen heute mehr als 1.000 Anlagen made in Bremerhaven. Mit ihnen werden unter anderem Cremes, Lotionen, Shampoos, Zahncremes, Make-Up, Lippenstift, Mascara oder aber pharmazeutische Salben, Husten- und Fiebersäfte, Tablettenwirkstoffe, Nasensprays oder Injektionsflüssigkeiten hergestellt. Die Liste der Kunden liest sich fast wie ein „Who is Who“ der jeweiligen Branchen: Bayer, Estée Lauder, Chanel, L’Oréal, Henkel, Dr. Theiss Naturwaren, Johnson & Johnson, P&G sowie viele Lohnfertiger für bekannte Marken und große Drogerieketten. „Eigentlich dürfte in jedem Haushalt mindestens ein Produkt zu finden sein, das auf unseren Anlagen hergestellt wurde“, ist Haushahn überzeugt.
Anlagen selbst herzustellen, hatten Johann Schröder und Dr. Frank-Rüdiger Boos noch gar nicht im Sinn, als sie die Firma 1997 in der sprichwörtlichen „Garage“ gründeten. Sie wollten einen Kundendienst für die Reparatur, Wartung und Instandhaltung von industriellen Mischanlagen auf die Beine stellen und waren überzeugt, damit eine Nische zu besetzen. Doch die Qualitätsarbeit der Firma aus Land Hadeln im Landkreis Cuxhaven sprach sich herum und führte zu Anfragen nach eigenen Anlagen.
Umzug nach Bremerhaven ermöglicht Expansion
Das setzte ein bis zum heutigen Tag beeindruckendes Wachstum vom Handwerksbetrieb zum international erfolgreichen Anlagenhersteller in Gang. Erster Schritt der Expansion war zum Jahresbeginn 1999 der Umzug nach Bremerhaven ins Gewerbegebiet Am Bredenmoor. Zu dem Zeitpunkt waren sieben weitere Personen fest angestellt, die noch heute im Unternehmen anzutreffen sind. 2003 stieg der Investor Wolfgang Fass als dritter geschäftsführende Gesellschafter mit ein und aus der „Schröder & Boos Misch- und Anlagentechnik“ wurde die symex GmbH & Co. KG.
„Logistisch gesehen ist Bremerhaven ein idealer Standort durch die gute Verkehrsanbindung und den Hafen vor der Tür“, erläutert Sven Haushahn. Schließlich müssen die zwischen vier und 20.000 Liter fassenden Anlagen oder sogar ganze Produktionsstraßen individuell zusammengebaut, den Kunden in Bremerhaven vorgeführt, wieder zerlegt und dann in alle Welt verschickt werden. „Rund 70 Prozent unserer Misch- und Homogenisieranlagen werden für Kunden aus dem Ausland entwickelt“, fügt Sieckmann aus.
Unternehmen auf konstantem Wachstumskurs
Weil schon 2007 die Fertigung aus allen Nähten platzte, baute symex im Fischereihafen an der Lengstraße 10 neu. Auf 2.800 Quadratmetern entstanden Produktionshalle, Büro, Lagerräume und ein hauseigenes Technikum mit Schauraum für Versuche. 2013 wurde bereits eine Lager- und Fertigungshalle angebaut, 2014 die Verwaltung um ein Stockwerk aufgestockt. 2020 war auch das nicht mehr genug: Ein weiterer Ausbau auf dem Grundstück am Fischereihafen verdoppelte die Fertigungskapazitäten für die mittlerweile rund 140 Mitarbeitenden auf 4.800 Quadratmeter Produktions- und 2.500 Quadratmeter Bürofläche. „Dabei wurde das Unternehmen immer hervorragend begleitet und unterstützt durch die BIS Wirtschaftsförderung“, betonen die Geschäftsführer.
Innovation als Erfolgsfaktor
Das Erfolgsrezept von symex bringt Ulf Sieckmann, der als Diplom-Ingenieur die technische Seite der Geschäftsleitung verantwortet, auf einen Punkt: „Innovation“. Technologien wie den besonders flexiblen Co-Twister, ein von zwei Motoren angetriebener Homogenisierer, bei dem der Rotor und der „dynamische Stator“ separat und gegenläufig gesteuert werden können, oder dessen Weiterentwicklung Triple-Twister hat die Firma mit zahlreichen Patenten gesichert. Dieser Katalog von Hochtechnologie-Komponenten – „Man kann sich das wie ein Baukastensystem vorstellen“, sagt Sieckmann – wird individuell nach den Bedürfnissen der Kunden zusammengestellt. „Wir bauen nicht einfach Maschinen, sondern suchen eine optimale Lösung für die Produktionsprozesse unserer Kundschaft“, unterstreicht Sieckmann. Erprobt und entwickelt werden die Verfahren im technischen Labor, gleich neben der Fertigungshallen.
So ist aus der 1997 begonnenen Pionierarbeit heute eine weltweite Technologieführerschaft geworden. Hinter diesem Erfolg der Bremerhavener Firma stecke viel Erfindungsgeist der Mitarbeitenden, sagt Sieckmann. Ob die Frauen und Männer nun als Ingenieure, Zeichner, Konstrukteure, Mechaniker, Elektroniker, Schweißer, Schleifer, Einkäufer oder Verkäufer tätig sind: „Wir suchen vor allem kreative Ideenbringer“, sagt der Diplom-Ingenieur. „Wenn alle sagen, das geht nicht, kommen wir und machen es.“
Vorne sein heißt, nicht bloß dem Stand der Technik zu entsprechen
Mit abgestandenen Begriffen wie Digitalisierung, Industrie 4.0 und Virtualisierung könne man heute vielleicht noch demonstrieren, dass man sich mit zeitgemäßen Techniken beschäftigt, meint Sieckmann. „Wer heute mit VR-Brillen, Vollautomatisierung und Onlineservices die Zukunft gestalten will, ist meiner Meinung nach den anstehenden Herausforderungen nicht gewachsen.“ Der Geschäftsführer ist überzeugt: „Wir sind da schon einige Schritte weiter.“ Mit fertigen Konzepten für die kommenden Ansprüche der Pharma- und Kosmetikindustrie stehe symex sicher da.