20.01.2025
Autor: BIS Wirtschaftsförderung
Von der Army in die Logistikbranche
Wir treffen Nicky Hanson in der Cafeteria von Amazon, wo sie sich zwischen Meetings und Gesprächen mit Mitarbeitenden Zeit für ein Interview nimmt. Bei einem Kaffee sprechen wir über ihren beeindruckenden Werdegang. „Wo soll ich anfangen?“, lacht Nicky. „Ich bin in der Security in London gestartet und habe mich wohlgefühlt im Bereich Sicherheit. Es hat mir in den Fingern gejuckt, mehr zu sehen und zu erleben.“ Ihre Neugier führte sie zum britischen Militär, wo sie ihr Training in England absolvierte. „Im Militär wählt man immer einen zweiten Weg, eine Art berufliche Ausbildung“, erklärt sie. „Für mich war das die Logistik. Obwohl das nicht mein Plan war, habe ich schnell gemerkt, dass es mir liegt. Es ging darum, dafür zu sorgen, dass alles, was gebraucht wird, rechtzeitig zur Verfügung steht – von Ausrüstung über Kraftstoff bis hin zu Unterkünften.“
Nach ihrer Ausbildung wurde Nicky nach Deutschland versetzt und diente acht weitere Jahre in einer militärischen Position. „Ich war in vielen Ländern im Einsatz – wie Irak, Afghanistan, Kenia – und habe dabei hauptsächlich logistische Aufgaben übernommen,“ erzählt sie. „Eine meiner schönsten Erinnerungen ist der Moment, als ich 2007 eine Einladung des heutigen King Charles erhielt. Er wollte unserem Team für unsere Erfolge in Afghanistan danken. Es war ein unglaubliches Gefühl, einen Brief aus dem Buckingham Palace in den Händen zu halten.“ Man spürt ihren Stolz auf diese Zeit und die wertvollen Erfahrungen, die sie gesammelt hat.
Jobs rund um die Welt
Nach den intensiven Jahren im Militär und der Geburt ihrer Tochter änderten sich Nickys Prioritäten. Sie wechselte in die Privatwirtschaft und zog nach Südafrika, wo sie hauptsächlich als Supply Chain Manager tätig war und so ihre Leidenschaft für die gesamte Lieferkette entdeckte. „Es ist faszinierend zu sehen, wie sich in der Logistik alles zu einem großen Ganzen verbindet“, sagt sie begeistert.
Nach neun Jahren dort öffnete sich eine neue Tür: 2023 entschied sie sich, mit ihrer Familie und ihren drei Hunden nach Bremerhaven zu ziehen, um die Position als Delivery Station Manager bei Amazon anzunehmen. Doch warum Bremerhaven und Amazon? „Ich bevorzuge kleinere Städte, und die Nähe zur Küste war ein großer Pluspunkt. Und natürlich der Job selbst“, erklärt Nicky. „Amazon hat ein spezielles Programm für ehemalige Militärangehörige, das passte einfach perfekt.“ In den USA ist das Programm unter dem Namen „Amazon Warriors“ bekannt, aber auch in Deutschland nutzt Amazon es, um Ex-Militärs für Führungspositionen zu gewinnen.
Mit Herz und Verstand für Amazon
Während andere schlafen, kümmert sich die Logistikexpertin nun darum, dass wir pünktlich unsere Pakete bekommen. Anders als in den Logistikzentren, wo Bestellungen zusammengestellt werden, ist das Verteilzentrum im Bremerhavener Industriegebiet LogInPort für die letzte Etappe verantwortlich: die Pakete direkt zu den Kund:innen zu bringen. „Tatsächlich wird hier im Durchschnitt eine niedrige fünfstellige Zahl an Paketen abgewickelt, in der Weihnachtszeit 2023 waren es sogar doppelt so viele Pakete“, verdeutlicht sie.
Vor Ort ist die Arbeit stark auf Kennzahlen fokussiert: „Zahlen sind bei Amazon das A und O“, erklärt Nicky. Doch für sie steht auch der Mensch im Mittelpunkt. „Wir tun viel für unsere Mitarbeitenden“. Einmal im Monat wird gegrillt und selbst in der Nachtschicht gibt es spezielle Aktionen wie Sandwiches. Genauso wichtig ist ihr, auf die Wünsche ihres Teams einzugehen. Sie unterstützt eine Kultur, in der Mitarbeitende ihre Wünsche und Anliegen äußern können: „Unsere Kudo-Boards an den Wänden geben den Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihr Feedback und ihre Wünsche zu äußern, was das Arbeitsklima deutlich verbessert“, erklärt Nicky. „Besonders in stressigen Phasen, wenn das Bestellaufkommen hoch ist, versuchen wir, die Stimmung im Team positiv zu beeinflussen und den Einsatz aller zu fördern.“ Eine der größten Herausforderungen sei es, motivierte Menschen zu finden, die sich dem Team anschließen möchten. Um dieses Problem zu lösen, sieht Nicky großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit der Hochschule Bremerhaven: „Wir wollen unsere Beziehungen zur Hochschule ausbauen und junge Talente für unser Graduate-Programm bei Amazon begeistern. Es ist wichtig, sich als Unternehmen hier in der Region zu positionieren und neue Fachkräfte zu fördern.“
„Ich mache immer Werbung für Bremerhaven“
Doch Nicky setzt nicht nur auf akademische Partnerschaften. Sie ist überzeugt davon, dass Bremerhaven viel mehr zu bieten hat, als viele denken. „Es gibt zahlreiche Projekte, die den urbanen Raum voranbringen. Das habe ich selten so fortschrittlich gesehen“, sagt sie begeistert. „Ich mache immer Werbung für Bremerhaven“, erzählt sie lachend. Und ihre Begeisterung scheint ansteckend zu sein. „Meine Freunde sagen oft: ‚Wenn ich nicht schon Kinder in der Schule hätte, würde ich nach Bremerhaven ziehen.‘ Genau diese Art von Sichtbarkeit und Engagement braucht die Stadt.“
Wir sagen herzlich Willkommen in Bremerhaven und hoffen auf viele weitere Jahre. „Keine Sorge, auch in 100 Jahren müssen Waren hin- und herkommen. Erstmal bleibe ich in Bremerhaven und bei Amazon. Hier ist jetzt mein Zuhause und wenn ich der Stadt dann auch noch etwas zurückgeben kann, freue ich mich umso mehr“, betont sie.