28.07.2022
Autor: Wolfgang Heumer
Als der Hamburger Architekt und Weltenbummler Axel Werner vor etwa 15 Jahren für das Klimahaus Bremerhaven die Länder entlang des achten Längengrades bereiste, schien die Welt noch einigermaßen in Ordnung. Zumindest aus mitteleuropäischer Sicht. Zwar traf Werner in der Schweiz auf schmelzendes Gletschereis, beobachtete im Niger die sich ausdehnende Wüste, sah in Kamerun den Regenwald schwinden und fürchtete sich mit den Menschen in der Südsee vor den dort zuvor nie erlebten Wirbelstürmen. Aber das war weit weg von Deutschland. Selbst die Sorgen vor stärkeren Sturmfluten der Bewohner auf der Nordsee-Hallig Langeneß lösten im Binnenland keinen Alarm aus. „Mittlerweile treten solche Wetterextrem hierzulande immer häufiger auf“, sagt Arne Dunker, Geschäftsführer des Klimahauses, in der Werners Weltreise dokumentiert ist. Für elf Millionen Euro aus Landesmitteln wird dort jetzt eine weitere ähnlich beeindruckende Ausstellung zum Thema Extremwetter entstehen.
Erfolgreiches Klimahaus-Konzept steht für neue Ausstellung Pate
„Es ist an der Zeit, sich mit den Herausforderungen zu beschäftigen, vor denen wir stehen“, begründet Dunker. Der zusätzliche Bereich wird dem erfolgreichen Konzept der Kernausstellung folgen, die seit der Eröffnung vor 13 Jahren mehr als sechs Millionen Gäste zählte. „Wie schon in der ‚Reise’ werden wir unsere Besucher emotional ansprechen und ihnen zugleich das Verständnis für Funktionsweisen und Zusammenhänge geben“, betont Dunker. Die „Reise“ erzählt in dreidimensionalen, begehbaren Szenerien Axel Werners Weg um den Globus. An acht Stationen können die Besucherinnen und Besucher im Klimahaus die Erlebnisse des Weltenbummlers an nachgebauten Schauplätzen, anhand von Originalexponaten und in Filmen verfolgen und buchstäblich fühlen, manchmal sogar riechen, wie das Klima in seinen unterschiedlichen Zonen das Leben der Menschen beeinflusst. „Wir möchten unsere Gäste für die durch das Klima geprägte Schönheit und Vielfalt unserer Erde sensibilisieren und sie so zum Klimaschutz motivieren“, sagt Dunker.
Beängstigende Folgen des Klimawandels beobachtet
Dass der Klimawandel an den Originalschauplätzen der Reise inzwischen deutliche Spuren hinterlassen hat, erfuhren Werner und Dunker bereits persönlich. Mit einem Filmteam besuchten sie einige der Stationen der ersten Reise auf Langeneß in Nordfriesland und in der Südsee sowie in der Schweiz und in Alaska noch einmal. „Es ist schon beängstigend, wie weit der damals besuchte Gletscher in der Schweiz abgeschmolzen ist und welche Folgen das für die Menschen dort hat“, berichtet Dunker. Nach und nach baut das Klimahaus deshalb jetzt einen zweiten Erzählstrang auf, in dem die heutigen Verhältnisse im Mittelpunkt stehen: „Das Leben der Almbauern in der Schweiz hat sich in den wenigen Jahren bereits gravierend verändert“, so Dunker.
Veränderungen des Wettergeschehens nehmen zu
Parallel zum grundlegenden Wandel nehmen aber auch die Veränderungen im kurzfristigen Wettergeschehen dramatisch an Stärke und Geschwindigkeit zu. „Unsere ersten Konzepte zu den ‚Wetterextremen‘ waren noch von der Frage geprägt, was möglicherweise auf uns zu kommt“, erinnert sich Dunker an den Beginn der Ideenentwicklung vor neun Jahren. Extreme Wetterereignisse gab es damals schon, „aber die Überflutungen waren in Bangladesch und die schweren Stürme in den Tropen“, sagt der Klimahaus-Chef. Doch seit einigen Jahren häufen sich in Deutschland Extreme wie Starkregen oder hohe Temperaturen: „Vor 20 Jahren waren Temperaturen um die 30 Grad eine Ausnahme, heute erleben wir so etwas mehrmals im Jahr.“
Außergewöhnliche Inszenierungen
Immer häufiger kommt es hierzulande zu großen Waldbränden oder schweren Überschwemmungen. „Die Überflutungskatastrophen im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben gezeigt, wie wichtig es ist, über solche Gefahren zu informieren und zu sensibilisieren“, betont Bremens Senatorin für Klimaschutz, Maike Schaefer. Deshalb hat sie dem Klimahaus aus ihrem Etat die Mittel für den Bau der neuen Ausstellung zur Verfügung gestellt. Dem Grundkonzept des Hauses folgend, wollen die Klimahaus-Planer auch in den „Wetterextremen“ unterhaltsam aufgearbeitete Fakten mit beeindruckenden Erlebnissen verknüpfen – und das in außergewöhnlichen Inszenierungen. Die auf drei Ebenen verteilte Ausstellung beginnt im Erdgeschoß in einem Wetterstudio. „Dort erfahren die Besucher und Besucherinnen von unserer Diplom-Meteorologin, was Extremwetter-Ereignisse sind, und wie sie entstehen können“, erläutert Dunker.
Zu den beiden weiteren Ebenen gelangen die Gäste über eine sich drehende Hubplattform mit Platz für bis zu 40 Personen. Zunächst begegnen die Besucherinnen und Besucher den für Extremwetter typischen Phänomenen Hitze, Regen und Sturm. Noch lässt sich Dunker nicht zu Details des neuen Bereiches in die Karten gucken, nur so viel: „Es wird eine Mischung aus dreidimensionalen Inszenierungen und Filmelementen sein.“ Wie schon auf der „Reise“ werden die Gäste zumindest als Anmutung extreme Wetterverhältnisse spüren. „Wir werden hier kein Feuer und auch keinen Platzregen entfachen, aber sie werden schon den Wind, die Wärme und einen echten Sprühregen zu spüren bekommen“, verspricht er.
Betroffene von Wetterextremen kommen zu Wort
Eines wird das Publikum der „Wetterextreme“ jedoch nicht sehen: „Wir zeigen hier nicht das Leid der Menschen, die von Katastrophen wie der Überflutung im Ahrtal betroffen sind“, betont Arne Dunker. Erst im anschließenden sachlich-wissenschaftlichen Teil kommen die Betroffenen und jene zu Wort, die mit der unmittelbaren Nothilfe, dem Katastrophenschutz und auch den vorbeugenden Planungen zu tun haben. „Wir haben zum Beispiel mit Feuerwehrleuten über ihre Einsätze gesprochen, aber auch mit Planern über die Konsequenzen von zunehmenden Extremwettern – beispielsweise für die Gestaltung einer Stadt.“ Am Ende werden die Besucherinnen und Besucher das Klimahaus nicht nur mit der Erinnerung an einen erlebnisreichen Aufenthalt verlassen: „Sie werden sicherlich nachdenklicher sein. Und sie werden auch das Bewusstsein mitnehmen, dass Klimaschutz nicht nur politische Entscheidungen, sondern auch persönliches Handeln bedeutet.“
Pressekontakt:
Holger Bockholt, Pressereferent Klimahaus Bremerhaven 8° Ost, Tel.: +49 471 90203028, E-Mail: presse@klimahaus-bremerhaven.de
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Foto 1: Das Klimahaus bekommt eine neue Attraktion. © Klimahaus/Ernst
Foto 2: Die neue Ausstellung informiert über Wetterextreme. © Illustration: Klimahaus/studio klv
Foto 3: Geschäftsführer Arne Dunker im Ausstellungsbereich Antarktis ©Klimahaus/Pusch
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