17.12.2024
Autor: Insa Lohmann
Wie so oft im Leben war es ein Zufall, der vier junge Menschen zu einer Frühstückskeks-Erfindung geführt hat. Jovana Komlenic kann sich gut an den Morgen erinnern, der schließlich zu ihrer Produktentwicklung führte: Die 27-Jährige und ihre Mitstudierenden vom Studiengang Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Bremerhaven bekamen die Aufgabe, ein innovatives Nahrungsmittel im Labor zu entwickeln. An dem Tag hatte der Studentin die Zeit gefehlt für ein Frühstück, nach einem Brötchen aus der Cafeteria war ihr aber auch nicht. „Zuhause hätte ich mir Porridge gemacht“, berichtet sie. „Da habe ich mich gefragt, warum es das eigentlich nicht im Taschenformat gibt.“ Kurzerhand war die Idee für ihren gesunden Frühstückskeks „Opoke“ geboren.
Auf den Geschmack gekommen
Ihre Kommilitoninnen Berna Gayret und Saskia Trompell musste sie nicht lange überzeugen, da sie selbst einen solchen Snack auf dem Markt vermissten. Im Labor entwickelten sie einen Keks nach ihrem Geschmack. Nach dem Studienmodul stieß noch Christian Dielmann zum Team dazu. Rund ein halbes Jahr dauerte es dann noch mal bis zum verzehrfertigen Produkt. Der Grundgedanke dabei war, dass die Zutatenliste möglich kurz und ohne synthetische Zusätze sein sollte. Neben Haferflocken besteht der Frühstückskeks aus Okara – ein Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Sojamilch anfällt. „Das gibt es sonst so nicht“, sagt Jovana Komlenic. „Das macht das Produkt gleichzeitig nachhaltig und innovativ.“ So entstand auch der Name: Okara Porridge Keks – kurz „Opoke“.
Als Alternative zum umstrittenen Palmfett setzt das Team bei seiner Rezeptur auf Rapsöl. „Rapsöl ist deutlich gesünder und nachhaltiger“, erklärt Christian Dielmann. Den Opoke-Snack gibt es in den Varianten Dattel-Walnuss und Banane-Zartbitter. Während der Entwicklungsphase durften nicht nur Kommilitonen und Interessierte den Frühstückskeks testen, auch auf einer Prototypenparty in Bremen führte das Team Verkostungen durch. Mittels eines Fragebogens konnten die Testerinnen und Tester ihr Feedback geben: „Diese Aspekte sind entscheidend für die Entwicklung und Validierung unseres Produkts gewesen“, berichtet Berna Gayret.
„Das sind absolute Trend-Produkte“
Der Clou ist, dass das Produkt auf unterschiedliche Art gegessen werden kann: pur als Keks, als Porridge oder als sogenannte Overnight Oats. Dafür wird der Frühstückskeks zerbröselt, mit Milch übergossen und in der Mikrowelle erhitzt oder über Nacht zum Quellen in den Kühlschrank gestellt. „Das sind absolute Trend-Produkte“, sagt Jovana Komlenic – auch wenn Haferbrei an sich ein traditionelles Essen aus Schottland ist. „Die Leute essen ihn gerne als Keks, aber auch in der Porridge-Variante ist er heiß begehrt“, berichtet Christian Dielmann. Für die Lebensmitteltechnologie-Studierenden liegen die Vorteile ihres veganen Produkts vor allem im hohen Ballaststoffanteil: „Ein sättigender Snack für unterwegs, der verglichen mit vielen Haferkeksen oder normalen Müsliriegeln mit weniger Zucker auskommt und viel Energie liefert“, sagt Jovana Komlenic.
Ein ausgewogenes Frühstück gehört für viele Menschen für einen guten Start in den Tag dazu. Doch laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa aus dem Jahr 2022 verzichtet bereits jeder fünfte Deutsche zwischen 18 und 34 Jahren komplett auf eine Mahlzeit am Morgen. In der Altersgruppe der 35- bis 49-Jährigen sind es sogar 23 Prozent. Betroffen sind vor allem Menschen, die morgens zur Arbeit gehen und in Eile sind. „Mit Opoke wollten wir eine gesunde Alternative schaffen“, sagt Christian Dielmann.
Erfolg bei Ideenwettbewerben
Mit ihrem Frühstückskeks konnten die Studierenden aus Bremerhaven bereits auf europäischer Ebene überzeugen: Nachdem sie zunächst den Ideenwettbewerb TROPHELIA Deutschland 2024 gewannen, holten sie auch bei ECOTROPHELIA Europe den Entrepreneurship Spirit Award, bei dem seit dem Jahr 2008 Studierendenteams aus ganz Europa mit ihren Lebensmittelprodukten gegeneinander antreten. „Die Jury hat nichts übrig gelassen von unseren Keksen“, freut sich der 27-jährige Student. Dabei wurden neben der Produktidee auch Marktreife, Umsetzbarkeit und Innovation sowie die ökologischen Aspekte bewertet.
Wird es Opoke also bald im Supermarktregal geben? Ausgeschlossen sei das nicht, verrät das Team. Was als Hochschulmodul anfing, könnte sich zu einem richtigen Start-up entwickeln. Von ihrem Erfolg sind die jungen Studierenden aber selbst noch ein bisschen überrascht. „An meinem ersten Hochschultag hätte ich nicht gedacht, dass ich vielleicht mal vor einer Gründung stehe“, sagt Saskia Trompell. Erst einmal wollen die 28-Jährige und die anderen im kommenden Jahr ihren Master machen, bevor sie intensiver in eine mögliche Unternehmensgründung einsteigen. Noch wird jeder Keks per Hand produziert. Etwa 80 bis 90 Exemplare kann das Team an einem Tag herstellen. Im Rahmen ihrer Masterarbeit möchte die Bremerhavenerin Jovana Komlenic sich schon einmal mit der Skalierbarkeit der Produktion auseinandersetzen: „Wir werden jetzt schon oft gefragt, wo man Opoke kaufen kann.“
Bremerhaven hat Dorf-Feeling“
An der Hochschule Bremerhaven, an der derzeit rund 3.000 Menschen aus 66 Nationen studieren, findet das Team nach eigenen Worten ideale Studienbedingungen vor. Technologische Abläufe und betriebswirtschaftliches Wissen würden im Studiengang Lebensmitteltechnologie eng verknüpft mit praktischen Inhalten. „Daraus haben sich hier an der Hochschule schon viele tolle Projekte und Ideen entwickelt“, berichtet Jovana Komlenic. Das Modul „Von der Idee zum Businessplan“, in dem die Idee zu Opoke entstand, habe allen Beteiligten nicht nur wichtiges Gründungswissen vermittelt, sondern auch viel Raum für eigene Ideen und Innovationen geboten.
Auch die geografische Lage an der Nordseeküste und Bremerhavens kleinstädtisches Flair wissen die Studierenden zu schätzen: „Bremerhaven hat Dorf-Feeling“, findet Christian Dielmann. „Und im Sommer sieht man hier die schönsten Sonnenuntergänge.“
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Nadine Metzler, Hochschule Bremerhaven, Tel: 04714823499, Mail: presse@hs-bremerhaven.de
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Foto 1: Saskia Trompell, Berna Gayret, Christian Dielmann und Jovana Komlenic (von links). ©WFB/Lehmkühler
Foto 2: Der Opoke-Keks besteht unter anderem aus Haferflocken. ©WFB/Jens Lehmkühler
Foto 3: Bis zu 90 Exemplare kann das Team pro Tag herstellen. ©WFB/Jens Lehmkühler
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