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Nachhaltiger Fischfang

Fischfangquoten, Schutzgebiete, Schonzeiten – um auch zukünftig Fischerzeugnisse als wichtigen Bestandteil einer gesunden Ernährung nutzen zu können, legen die EU-Mitgliedsstaaten Vorschriften zur Bewirtschaftung der Meere vor. Dabei spielen die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Thünen-Instituts für Seefischerei in Bremerhaven eine zentrale Rolle.

21.09.2022
Autor: Marc Alexander Wagner

Wissenschaftliche Erkenntisse des Thünen-Instituts für Seefischerei in Bremerhaven spielen zentrale Rolle

„Wir beraten die Politik und geben Empfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Meeresressourcen ab“, erläutert Dr. Alexander Kempf. Er leitet das Team von 14 Wissenschaftler:innen im Arbeitsbereich „Lebende Meeresressourcen“ des Thünen-Instituts für Seefischerei. „Dabei arbeiten wir interdisziplinär mit all unseren anderen Arbeitsbereichen zusammen“, erläutert er.

Als Beispiel nennt er die Abteilung „Ökonomische Analysen“. „Fischerei ist ein ökonomisches Geschäft. Unsere Berechnungen zum Management der Bestände haben wirtschaftliche Konsequenzen für die Fischereibranche, die wir im Institut ebenfalls bedenken.“ Zudem habe der Arbeitsbereich „Integrierte Meeresnutzungskonzepte“ an Bedeutung gewonnen. „Wir sehen immer mehr marine Raumplanung zum Beispiel für die Offshore-Energiegewinnung oder den Natur- und Küstenschutz. Das hat natürlich ebenfalls Auswirkungen auf die Fischbestände und die Fischerei.“ Es gehe um eine ganzheitliche Betrachtung des Meeresökosystems, erklärt Dr. Kempf. „Während in der Vergangenheit Fischbestände oftmals losgelöst von ihrer Umwelt betrachtet wurden, ist die Integration von Klimaeffekten und anderen Umweltfaktoren in Bestands und Prognosemodelle heute wichtiger denn je.“

Den Fokus legen die Thünen-Wissenschaftler:innen dabei auf die rund 40 kommerziell wichtigsten Arten – unter anderem Kabeljau, Seelachs in der Nordsee, Makrele im Nordostatlantik – und deren häufigste Beifangarten. Wann ist ein Bestand überfischt? Wie viel kann im nächsten Jahr oder langfristig nachhaltig gefangen werden? Das sind Fragen, die seitens der Politik an das Thünen-Institut und seine internationalen Forschungspartner gestellt werden. Mögliche Stellschrauben für ein nachhaltiges Fischereimanagement sind dabei die Festlegung von Fangquoten, die Ausweisung von Schutzgebieten und Schonzeiten oder Spezifikationen für das erlaubte Fanggerät. „Bis zu tausend unterschiedliche Parameter fließen in die mathematischen Modelle ein, mit denen wir die Entwicklungen simulieren und prognostizieren“, schätzt Dr. Kempf.

Die notwendigen wissenschaftlichen Daten zu den Fischbeständen erhält er einerseits durch sensorische Untersuchungen an Bord der drei deutschen Fischereiforschungsschiffe Solea, Clupea und der in Bremerhaven beheimateten Walther Herwig III. Zudem werden Fangproben der Forschungsschiffe, aber auch kommerzieller Fangschiffe ausgewertet. Im institutseigenen Fischlabor in Bremerhaven werden die gefangenen Fische detailliert analysiert hinsichtlich Art, Alter, Gesundheitszustand und weiteren Merkmalen. „Unser Ziel ist es, mit den besten verfügbaren Methoden qualitativ hochwertige wissenschaftliche Empfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Meeresressourcen zu geben“, unterstreicht Dr. Alexander Kempf.

Bildmaterial

  1. Damit auch morgen noch Fisch gefangen werden kann.JPG
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