29.07.2024
Autor: BIS mbH
Nach der Inbetriebnahme des Hafentunnels im Dezember 2023 werden jetzt die letzten Bäume gepflanzt. Die Lebensqualität im Stadtteil und die Hafenanbindung haben durch das Infrastrukturprojekt deutlich gewonnen. Planende, Hafenwirtschaft und Beteiligte blicken auf die Auswirkungen rund um den Hafentunnel.
Dass der Fischreiher an diesem Morgen im Tiefflug über das Bredenmoor gleitet, ist kein Zufall. Die in der Sonne glitzernde Wasserfläche hat seine Neugier geweckt. Rund 60.000 Quadratmeter Hochmoor wurden hier während des Projektes wiedervernässt und wachsen schon seit ein paar Jahren zu einem wertvollen Biotop für Mensch und Natur. „Das gesamte Areal hier am Eichenweg war früher seit Jahren trockengelegt. Der Tunnelbau war die einmalige Chance, das Bredenmoor wiederzubeleben“, erzählt Ricarda von Rummell beim Spaziergang über die Wegeführung durch das Moor. Sie ist bei der BIS im Tunnelprojekt für den Bereich Naturschutz und Umwelt verantwortlich.
Torf wurde ausgehoben, nach Sorten getrennt zwischengelagert und wieder eingebracht, ein abdichtender Damm um das Areal angelegt. Bereits seit 2010 wurde der Artenbestand rund um das Gebiet sorgfältig erfasst. Hier lebende Waldohreulen, Kleinspechte und Gartenrotschwänze haben nach der Fertigstellung den Tunnels ein neues Zuhause ganz in der Nähe gefunden. „Die Vernässung erfolgt nach und nach von selbst durch die Speicherung des Regens. Wir haben einfach die Entwässerung gestoppt“, erklärt Ricarda von Rummell. „Das neu angelegte Bredenmoor wird nicht nur von Flora und Fauna, sondern auch von den Anwohnern sehr gut angenommen.“ Offensichtlich, denn über den leicht erhöhten Sandweg kommt nicht nur eine freundliche Spaziergängerin mit ihrem Hund. Im Graben nebenan nimmt auch noch eine junge Gänsefamilie ihr regelmäßiges Morgenbad.
Besonderer Wert wurde von Seiten der BIS bei den Spielbereichen auf die Kinder- und Jugendlichenbeteiligung gelegt. „Ich finde es immer noch beeindruckend, mit welcher Energie der Skaterpark hier geplant und gebaut wurde“, betont Ute Bartels, verantwortlich für die Planung der Außenanlagen bei der BIS. „Es waren damals mitten im Winter im Spielparkgebäude nur vier Sitzungen mit Kindern und Jugendlichen notwendig. Dann ging es schon mit der Bauplanung los.“ Bereits Ende 2014 wurde der moderne Skaterpark nach nur sechsmonatiger Bauzeit eröffnet.
„Die Rampen und Halfpipes sind über die Stadtgrenzen von Bremerhaven hinaus bekannt. Platz genug ist schließlich in dem 1200 Quadratmeter großen Skaterpark. Ergänzt wurde der Spielpark noch durch das hügelige „Kinderland“ gleich nebenan. Hier wurden 27.000 Kubikmeter Erdaushub vom Tunnelbau genutzt, um mit Klettergeräten und Rutschen einen altersgerechten Ort für die kleineren Besucher und Familien zu schaffen. Auch der lang ersehnte Rodelberg konnte hier realisiert werden. Die Grundzüge dieser Planung entstanden ebenfalls aus einer Kinder- und Jugendlichenbeteiligung.
Helmut Cordes, Sprecher der Stadteilkonferenz Leherheide, hat den Tunnelbau jahrelang begleitet. „Anfangs gab es schon kritische Stimmen gegen den Hafentunnel. Aber je weiter das Projekt voranging, desto greif- und spürbarer wurden die Vorteile“, erzählt er beim Aufstieg auf den 25 Meter hohen Leherheider Tunnelberg. „Mein Lieblingsprojekt, allein schon wegen des Ausblicks“, sagt er beim Blick von der Kuppe in die Runde. „Die Anlage ist insgesamt sehr schön geworden und auf den Tunnelberg sind wir wirklich stolz.“ Gleichzeitig sei der Hafentunnel für die Anwohner:innen an der Cherbourger Straße eine wirkliche Entlastung. „Das hat definitiv positive Auswirkung. Die Lärmbelastung ist deutlich gesunken.“
Dadurch hat der ganze Stadtteil eine größere Lebensqualität. Die Lkw-Fahrer:innen auf dem Weg in den Hafen oder zur Autobahn nehmen die Tunnelführung dankbar an. „Wir haben uns wirklich auf den Tag der Tunneleröffnung gefreut“, sagt Sigward Glomb, Geschäftsführer der Glomb Containerdienst GmbH, mit Sitz am Überseehafen. „Vorher gab es ständig Probleme mit Staus und langen Wartezeiten an den Ampeln. Der Hafenbetrieb ist aber ein Termingeschäft. Die kreuzungsfreie Zufahrt zu den Überseehäfen durch den Tunnel ist für die Häfen und die hafennahen Gewerbegebiete ein echter Zugewinn.“ Der 58-jährige weiß, wovon er spricht. „Ich bin ein Bremerhavener Jung und hier am Hafen groß geworden. Das Unternehmen hat mein Vater schon 1980 gegründet.“
Mehr als 70 eigene Zugmaschinen hat die Hafenspedition und 170 Mitarbeiter:innen. Dazu kommen bis zu 500 Subunternehmer-Fahrzeuge. Der Kundenkreis verteilt sich über ganz Europa. Dabei ist der hafengebundene Containertransport das Kerngeschäft. „Die Bremerhavener Überseehäfen spielen die größte Rolle in unserem Frachtaufkommen. Davon leben wir. Die mit dem Hafentunnel dauerhaft staufreie Verkehrsanbindung an die Autobahn ist für uns als Spedition eine echte Erleichterung“, betont Siegward Glomb. Sein Fazit der Verkehrssituation vor dem Tunnelbau: „Das war einfach grauenhaft“.
„Durch den Bau des Hafentunnels haben die angrenzenden Stadtteile und die Hafenwirtschaft definitiv gewonnen“, ziehen Helmut Cordes und Siegward Glomb Bilanz. Logistisch seien die Überseehäfen jetzt perfekt an die nahe Autobahn angebunden. Bremerhaven bleibe damit der norddeutsche Hafenstandort der kurzen Wege – sowohl auf dem Wasser als auch an Land. „Und durch die fußläufigen Querverbindungen der Freiraumprojekte ist eine einzigartige Landschaft mit hohem Freizeitwert entstanden, die von vielen Menschen wahrgenommen wird“, ergänzen Ute Bartels und Ricarda von Rummell als Planerinnen. Helmut Cordes kann das aus Sicht der Stadtteilkonferenz Leherheide nur bestätigen: „Wir hatten kürzlich sogar eine Alphornbläserin oben auf dem Tunnelberg, die dort geübt hat."