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Mit Leidenschaft für Fisch - Stabwechsel bei Transgourmet Seafood Bremerhaven

„Lass uns bloß mit deinem Fisch in Ruhe“. Als Ralf Forner vor 21 Jahren beim Stöver Frischdienst in Wildeshausen anfing, hatte kaum jemand bei dem Gastronomie-Versorger Interesse an Meeresdelikatessen. Dank seiner Erfahrung aus der Bremerhavener Fischwirtschaft blieb Forner hartnäckig - und formte über die Jahre mit der heutigen Transgourmet Seafood - mittlerweile eine Tochter der Schweizer Coop - einen der führenden Großhändler für Fisch und Meereskost im deutschsprachigen Raum. In wenigen Wochen verabschiedet sich der 62-Jährige in den Ruhestand. Sein Nachfolger Thierry Stauffenegger wird ebenso engagiert an seine Arbeit anknüpfen.

27.01.2025
Autor: BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven

Weiß irgendjemand mehr über das Lebensmittel Fisch als Ralf Forner? Wer den Geschäftsleiter von Transgourmet Seafood in Bremerhaven einmal im Unternehmen, in der Seafood Akademie, oder bei der Ausbildung zum IHK-zertifizierten Fisch-Sommelier erlebt hat, wird die Frage wohl verneinen. „Naja, Fisch ist eben mein Leben“, sagt Forner dazu, als ob diese Kompetenz nichts Besonderes wäre. Schon als Kind hatte er mit Fisch zu tun: Auf seiner Heimatinsel Norderney nahm sein Vater ihn häufig mit, wenn er in der Freizeit fischen ging. „Ich habe schon mit vier Jahren geangelt“, erinnert sich Forner. Offensichtlich hat ihn das geprägt. Gleich nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Binnenland zog es ihn in die Fischwirtschaft. Nur einmal unterbrach er seinen Karriereweg, um sich anderen Lebensmitteln zuzuwenden - und auch diese Entscheidung führte ihn auf fast direktem Weg zum Fisch zurück. 

Der gebürtige Schweizer Thierry Stauffenegger kam dagegen vergleichsweise spät zum Thema Fisch. Erste Berührungspunkte gab es während seiner Koch-Ausbildung und der anschließenden Arbeit in der Gastronomie. So richtig entflammte seine Begeisterung für das Thema Beschaffung in den 1990er Jahren durch eine TV-Dokumentation über George Kastner, der das Handelsunternehmen Rungis Express zum damals führenden Lebensmittel-Lieferanten der Sterne-Gastronomie aufgebaut hatte. Die Doku begleitete Kastner beim Frischfisch-Einkauf in der Bretagne, Stauffenegger war elektrisiert: „Das will ich auch machen“, entschied er und wechselte die Seite von der Küche zum Lieferanten. Nach ersten Schritten in der Fischwirtschaft ging er 2003 als Einkäufer zur Frischeparadies-Gruppe, sog dort mit jedem weiteren Karriereschritt alles an Wissen rund um hochwertige Meeresdelikatessen auf: „Man entwickelt ein regelrechtes Gespür für gute Ware.“ 2015 wurde Frischeparadies vom Oetker-Konzern an die Muttergesellschaft von Transgourmet Seafod verkauft. Die Wege der beiden Fisch-Profis kreuzten sich - seit einigen Monaten laufen sie parallel: Stauffenegger wird im Januar Forners Nachfolger bei Transgourmet Seafood.

Beharrlich und mit pragmatischer Idee den Weg für den Handel mit Fischen geebnet

Dass es Transgourmet Seafood überhaupt gibt, dürfte Forners Beharrlichkeit zu verdanken sein. Nach 13 Jahren unter anderem als Werbeleiter, Marketingchef und Vertriebsdirektor der Deutschen See in Bremerhaven und zwei Jahren in einem großen Fisch-Unternehmen in Cuxhaven hatte Forner der Branche den Rücke zugekehrt. „Es war Zeit, mal etwas anderes zu machen“, erinnert er sich an seinen Wechsel als Geschäftsführer zur Stöver Frischdienst GmbH in Wildeshausen. Die versorgte Hotellerie und Gastronomie mit allem, was die Küche benötigte - nur nicht mit Meeresdelikatessen. „Lass uns bloß mit deinem Fisch in Ruhe“, war die eindeutige Reaktion seines neuen Teams. Dahinter stand die Sorge vor einer zu großen Geruchsbelästigung durch tauendes Eis, auf dem die Rohware gelagert wird. Forner löste das Thema auf pragmatische Art: er ließ eine tropffreie Fischkiste entwickeln, das Geruchsproblem war gelöst, bevor es entstehen konnte.

So ebnete Forner dem Thema Fisch im Frischdienst Schritt für Schritt den Weg. Das zahlte sich aus, als Stöver drei Jahre später in den Rewe Großverbraucher Service integriert wurde. Forner versorgte vor allem die Einzelhandelsmärkte der Kette mit Fisch. Als Rewe die Bremerhavener Tochter an Transgourmet - die Großhandelssparte der Schweizer Coop - verkaufte, konnte er seinen Wirkungskreis schließlich auf alle Typen von Großkunden ausdehnen. Forner legte Wert darauf, dass das neue Unternehmen in Bremerhaven seinen Sitz hat. Nicht nur weil die Stadt nach wie vor der wichtigste Standort der Fischwirtschaft in Deutschland ist: Transgourmet hat ein großes Interesse an einem Austausch mit den anderen Branchen in der Stadt und mit den Wirtschaftsförderern der BIS Bremerhaven: „Die BIS pflegt nicht nur den eigenen Kontakt zu den Unternehmen in der Stadt - sie bringt die Unternehmen auch miteinander ins Gespräch“, stellt Forner anerkennend fest. Deshalb zählt Transgourmet Seafood auch zu einem verlässlichen Partner der BIS-Veranstaltungsreihe „Bremerhavener Wirtschaftsdialog“, welche genau diesen Austausch der hiesigen Unternehmen in den Mittelpunkt stellt.

„Immer die richtigen Qualitäten in den richtigen Mengen zur Verfügung haben“

Seit dem Aufbau der ersten Fischabteilung von Stöver Frischdienst beherzigt Forner ein Prinzip: „Auch als Transgourmet Seafood sind wir ein Handelsunternehmen“, betont er, „wir produzieren nicht. Wir kaufen ein, prüfen die Qualität und verkaufen dann weiter.“ Im Geschäft mit frischem Fisch zählt dieser Part zu den schwierigsten Aufgaben. Für die Qualitätskontrolle und den Umschlag der Ware bleibt nur ein kleiner Zeitraum, selbst dann, wenn die Käufer frühzeitig ihren Bedarf angemeldet haben. Frischfisch wird unmittelbar nach der Anlandung ins Verteilzentrum geliefert und muss sofort weitergeleitet werden. „Die Kunst besteht darin, immer die richtigen Qualitäten in den richtigen Mengen zur Verfügung zu haben“, erläutert Ralf Forner. Bremerhaven und seine Fischproduzenten sind dabei wichtige Partner und die Transgourmet Seafood ist mittlerweile integraler Bestandteil der Bremerhavener Fischwirtschaft.

Schon allein deswegen, aber auch aufgrund seiner bisherigen Berufserfahrung unter anderem als Betriebsleiter und Leiter Zentraleinkauf der Frischeparadies-Gruppe sowie derzeit als Geschäftsführer der Hamburger Feinfrost ist Thierry Stauffenegger offenkundig der richtige Nachfolger für Forner. Seit dem Wechsel zu den Lieferanten der Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung hat der 49-Jährige jede Menge Erfahrungen sammeln können. „Die große Kunst besteht nicht allein darin, die Quellen bester Qualitäten aufzuspüren“, sagt er: „Man muss auch sicherstellen, dass man diese Qualität regelmäßig und zuverlässig beschaffen kann.“

Ausbildung zum Fisch-Sommelier ein weiteres Signal in Sachen Qualität

Qualität ist aber nur dann ein entscheidender Faktor für das Geschäft, wenn die Kunden sie auch beurteilen können und deshalb zu schätzen wissen. Das Transgourmet-Team und Forner haben mit der Seafood-Akademie eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen: In dem firmeneigenen Trainings- und Ausbildungszentrum lernen die Gäste in Theorie und Praxis einschließlich Kochkurs alles über Fisch. Darin steckt Forners Überzeugung, dass Fisch als hochwertiges Lebensmittel am besten von fachkundigen Verkäufern angeboten wird: „Je besser unsere Kunden geschult sind, desto besser können sie die von uns gelieferte Qualität beurteilen.“ Gemeinsam mit der Handelskammer und weiteren Institutionen aus Wirtschaft und Wissenschaft schuf er mit dem IHK-zertifizierten Ausbildungsgang zum Fisch-Sommelier ein weiteres Signal in Sachen Qualität. „Das ist schon eine Menge Stoff, den man dabei lernen muss“, sagt Forner. Er weiß es aus eigener Erfahrung - das gut 1500 Seiten starke Unterrichtsskript hat er selbst mit erarbeitet. Seit 2017 wurde bis jetzt 173 Fisch-Sommeliers und -sommelieren in Bremerhaven ausgebildet.

Thierry Stauffenegger wird diese Aktivitäten weiterführen. „Er wird sicherlich auch viele neue Akzente setzen“, zeigt sich Ralf Forner überzeugt. Ein ganz wichtiger Bereich wird die die weitere Digitalisierung des Unternehmens und des Handelns sein, Stauffenegger verfügt dafür über große Erfahrungen. „Das erfordert eine andere Generation“, sagt Forner und freut sich auch deshalb über seinen Nachfolger - und auf den Ruhestand. Aber: „Einmal Fisch ist immer Fisch.“ Dieser Devise wird Ralf Forner auch im (Un-)Ruhestand treu bleiben. Er macht dort weiter, wo er als Kind begonnen hat: „Angeln ist und bleibt meine Leidenschaft.“

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