09.04.2025
Autor: Jens Schönig
Ansgar Pahl (25) hat 2023 das Unternehmen Sielken Filter übernommen, seit einem Jahr trägt es auch seinen Namen. Wir haben mit Ansgar über seinen Weg ins Unternehmertum gesprochen.
Ansgar, was genau macht Pahl Filter eigentlich?
Wir stellen hauptsächlich Kammerfiltertücher her. Es gibt große Filtermaschinen, die heißen Kammerfilterpressen. Man kann sich die wie ein riesiges Toastbrot vorstellen, so etwa 80 Platten hintereinander. Darüber wird Gewebe gespannt und dann wird gefiltert. Es geht darum, Feststoffe von Flüssigkeiten zu trennen, quasi der Kaffeefilter in ganz Groß. Nur in diesem Fall etwa für Bohrschlämme, Klärschlamm oder Schlacke. Die werden mit hohem Druck bis zu 15 bar in die Maschine geleitet, gehen durchs Gewebe und werden als klare Flüssigkeit rausgepresst. Deshalb sagen wir auch: „Mit Pahl Filter ist die Lösung klar.“ Der Feststoff ist nicht immer Abfall. In der Keramikindustrie bleibt zum Beispiel der Ton zurück oder in Kieswerken der Kies. Es ist eine breite Anwendung von der Abfallverwertung, wo die stoffliche Trennung streng reguliert ist, bis zur Chemie- oder Getränkeindustrie, wo es um Produktfiltration geht und jeder Tropfen 2,50 Euro kostet.
Wie bist du in dieses Gewerbe und zu diesem Unternehmen gekommen?
Ich habe eigentlich Fitness-Kaufmann bei einer Surfschule in Norddeich gelernt und hatte mir während der Ausbildung überlegt, dass es sinnvoll sein könnte, die Schirme fürs Kitesurfen selber zu bauen. Aber nicht wie alle anderen, sondern größenverstellbar. Das war eine Marktneuheit und ich habe ein Patent darauf angemeldet. Ich habe dann angefangen, Kites zu nähen und noch kurz vor dem Abschluss der Ausbildung meine eigene Firma dafür gegründet. Nach dem Abschluss habe ich dann direkt in die Selbstständigkeit gewechselt und mit meiner Firma das Patent weiterentwickelt und parallel dazu in Wremen eine Kiteschule gegründet.
Ich saß dann nachts an der Nähmaschine, habe ein paar Stunden geschlafen und tagsüber während der Kurse meine frisch genähten Kites getestet. Irgendwann wurde die Belastung zu groß und ich suchte einen Betrieb, der die Kites für mich nähen konnte. Den fand ich mit Sielken Filter. Tatsächlich suchte das Inhaberehepaar zu der Zeit eine Nachfolge und nach einiger Zeit wurde klar, dass dies eine passende Aufgabe für mich sein könnte. Wir wurden uns schließlich einig und ich übernahm die Firma. Nach einiger Zeit der Arbeit unter dem alten Firmennamen entschied ich mich zum Ende des letzten Jahres die Firma für Ihre zukünftigen Tätigkeiten zu Pahl Filter umzubenennen.
Was hast du mit der Übernahme verändert und gab es Hürden dabei?
Wenn man einen Betrieb übernimmt, dessen Mitarbeiter oft schon seit über 20 Jahren dabei sind, ist es wichtig, Akzeptanz für Veränderungen zu schaffen. Bei Sielken Filter war es so, dass der größte Teil der Auftragsabwicklung noch analog ablief und die Mitarbeiter im Lager ihre eigene Ordnung hatten. Das funktionierte bis dahin wohl noch, aber da wir expandieren wollten und mussten, war es zwingend notwendig, die Abläufe zu digitalisieren. Ich habe dann in eineinhalb Jahren eine eigene Software entwickelt und das Lager automatisiert. Auf der anderen Seite haben wir die komplette Auftragsabwicklung digitalisiert und KI-gesteuert ausgewertet. Wenn jetzt ein Auftrag kommt, weiß ich sofort, auch wenn ich gerade beim Kunden sitze, was wir im Lager haben, wie die Produktion ausgelastet ist und wie schnell wir liefern können.
Das hört sich einfacher an, als es wahrscheinlich war...
Konkret heißt das, dass wir gerade rund 500.000 DIN A 4 Seiten scannen, damit die ausgewertet werden können und ich eine Datenbank habe, auf der ich die Informationen einsehen kann. KI, das klingt ganz toll, modern und hast du nicht gesehen. Letztlich ist es aber nicht mehr als eine Datenverarbeitung und bedingt, dass man sich Nächte am Scanner um die Ohren schlägt. Viele Neu-Unternehmer könnten solche „alten“ Unternehmensstrukturen vermutlich abschrecken. Aber das gehört eben dazu und es lohnt sich auch.
Wie hat dich die BIS bei der Übernahme unterstützt?
Die BIS hatte vor allem eine vermittelnde Rolle und stand beratend zur Seite. Da es ja keine Neugründung und der Übernahmeprozess insgesamt unkompliziert war, hielt sich der Beratungsaufwand eher in Grenzen. Aber es war schon gut, jemanden bei den Gesprächen dabei sitzen zu haben, der nicht Notar oder Steuerberater ist und eher eine Vermittlerposition einnimmt.
Wie siehst du deine unternehmerische Zukunft?
Es ist immer sinnvoll, sich als Unternehmer die Hände schmutzig zu machen, um langfristig Erfolg zu haben. Dieses Narrativ, dass es irgendwann nur noch die ganz großen Unternehmen und nur noch Arm und Reich gibt, da halte ich gar nichts von. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir hier in Deutschland in einem sehr durchdachten System aufwachsen, in dem unsere Chancen nicht nur angeboren sind. Jeder Betrieb, der sich gesund entwickelt und solide Standbeine aufbaut, wird auch schwierige Zeiten wie die jetzige überstehen können. Deshalb sollte man sich gerade in meinem Alter nicht auf dem Gedanken ausruhen „Ich bin jetzt Produktionsleiter, der Stuhl ist ganz bequem, hier will ich 40 Jahre sitzen bleiben“. Besser ist es, sich weiterzubilden, um sich für Führungspositionen zu qualifizieren und mit diesem Wissen auch selbst ein Unternehmen führen zu können. Nur so können wir auch als Volkswirtschaft langfristig weiter bestehen.
Was würdest du heute jemandem raten, der ein Unternehmen übernehmen will?
Man muss sich bewusst sein, dass die Arbeitstage lang werden können und acht Stunden Schlaf eher die Ausnahme sind. Und man muss ehrlich sein, zu sich selbst und vor allem zu seinen Mitarbeitern. Man wird mal Fehler machen, sich verrechnen oder eine Situation falsch einschätzen. Fehler muss man sich selbst eingestehen und auch dafür geradestehen. Als Geschäftsführer kann ich mich hinter niemand anderem verstecken und ich bin nicht nur für mich verantwortlich, sondern auch für meine Mitarbeiter. Je eher man zu sich selbst ehrlich ist, desto einfacher ist es, eine Situation zu lösen und desto schneller lernt man auch daraus. Und wenn das Gegenüber erkennt, dass man sich aufeinander verlassen kann, dann macht die Zusammenarbeit auch richtig Spaß.
Ansonsten einfach die Ärmel hochkrempeln und loslegen. Und wenn man Angst hat vor Digitalisierung, ruhig bei Pahl Filter anrufen. Wir haben da eine Softwarelösung, die wir auch in anderen Betrieben implementieren können.
Mehr zu Pahl Filter GmbH finden Sie hier: https://www.pahl-filter.de/