03.12.2024
Autor: BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven
„Tierabschied mit Herz“ – das ist für Sonja Rennhack viel mehr als nur ein griffiger Slogan. „Haustiere gehören heute zur Familie, sie teilen die Höhen und Tiefen eines Lebens“, ist die 39-Jährige überzeugt. „Das ist weit mehr als nur ein Klischee. Die Trauer der Besitzer ist ebenso tief wie beim Verlust eines geliebten Menschen.“ Sie erinnert sich an eine Begegnung, als sie mit ihrer eigenen Katze beim Tierarzt wartete. „Dort war eine Dame, deren Hund eingeschläfert wurde. Sie war neben der Trauer unglaublich darüber bestürzt, dass sie ihr Tier vor Ort lassen musste“, erzählt Frau Rennhack. Die Hundebesitzerin sei völlig überwältigt und überfordert von der Situation gewesen. „Viele Menschen fühlen sich mit ihrer Trauer nicht ernst genommen. Man versteht diese Trauer wohl nur dann, wenn man selbst über Jahre oder Jahrzehnte das Leben mit einem Haustier geteilt hat“, vermutet die Gründerin. Mit ihrem Tierbestattungsunternehmen „Küstenbestatter – Tierabschied mit Herz“ will sie der Trauer Raum geben.
Zur Meisterin im Bestattungshandwerk ausgebildet
Den Wunsch, Menschen in ihrer Trauer zu unterstützen und zu begleiten, formte Sonja Rennhack schon sehr früh. „Mit zwölf Jahren habe ich gesagt, ich will Bestatter werden“, erzählt sie. Doch zuvor führte ihr Lebensweg in eine andere Richtung. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und ging ins Ausland. Als sie zurück nach Deutschland kam, führte sie ihr Weg nach Bremerhaven, wo sie ihren Kindheitswunsch wahr machte und beim Bestattungshaus Schlange begann. Erst wurde sie geprüfte Bestatterin, dann Meisterin im Bestattungshandwerk. Aktuell absolviert sie noch die Ausbildung zur Geprüften Betriebswirtin nach der Handwerksordnung bei der Akademie des Handwerks.
Hohe Nachfrage in Bremerhaven
Einer der Dozenten der Akademie weckte in ihr die Idee für ihre Existenzgründung. „Er stellte uns die Aufgabe, eine Nische in unserem Bereich zu identifizieren. Im Bestatterhandwerk war dies die Tierbestattung, die es in Bremerhaven so noch nicht gab“, erzählt Frau Rennhack. Gespräche mit anderen Tierbesitzern und Begegnungen wie mit der Dame beim Tierarzt bestärkten sie in dem Wunsch, aus der theoretischen Idee praktische Realität werden zu lassen. „Angesichts meiner beruflichen Qualifikationen hatte ich bereits eine Existenzgründung geplant. Im Bereich der Tierbestattung ist der Bedarf auf jeden Fall in Bremerhaven gegeben.“ Nach langer Suche fand die Gründerin geeignete Räume in der Weserstraße 30. Die nötigen Investitionen beglich sie aus eigener Tasche, von den Malerarbeiten bis zur Dekoration erledigte sie alles selbst. Für die Anfangszeit wird die Unternehmerin allerdings das „Startergeld“ der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch nehmen. „Das erlaubt mir, mich von Anfang an voll auf die Bedürfnisse meiner Kundinnen und Kunden zu konzentrieren“, sagt Frau Rennhack. Die neue Heimat ihres Instituts „Küstenbestatter-Tierabschied mit Herz“ erlaubt ihr, die gleichen hohen Maßstäbe anzusetzen wie bei der Bestattung eines Menschen. „Jedes Leben verdient Achtung, jeder Tod einen Abschied“, betont sie. Dabei schöpft sie aus ihrer Ausbildung als Bestattermeisterin. „Wir sind jetzt anerkanntes Handwerk als Bestatter. Für Tierbestatter gilt das noch nicht.“ Erläutert sie. Gerade im Umgang mit dem Haustier gäbe es immer wieder „schwarze Schafe“, bedauert die 39-Jährige und will den Gegenbeweis antreten. „Die Anschaffung eines Tieres kostet richtig Geld, die Versorgung beim Tierarzt kostet richtig Geld“, erläutert sie. Im Gegensatz dazu sei eine würdevolle Tierbestattung schon mit 200 bis 300 Euro möglich.
Viele Möglichkeiten bei der Tierbestattung
In einem Trauergespräch klärt Sonja Rennhack über die Möglichkeiten nach dem Tod eines Haustieres auf: Darf der Hund oder die Katze im eigenen Garten begraben werden? Frau Rennhack kennt die gesetzlichen Bestimmungen. Alternativ arbeitet die Bestatterin auch mit dem Tierfriedhof in Bremerhaven zusammen. In jedem Fall kann das Tier eingeäschert werden und in einer individuellen Urne nach Hause zurückkehren. Die Asche dürfe in der heimischen Vitrine stehen, verstreut- oder in der Erde begraben werden, um dort einen Baum zu pflanzen. „Ganz viele Menschen möchten sich jetzt die Freiheit nehmen, selber zu entscheiden, was mit ihrem treuen Begleiter passiert. Ich möchte, dass sich die Besitzer, die um ein Tier trauern, ernst genommen fühlen.“ Darum wendet Sonja Rennhack die gleiche Mühe und Zuneigung auf wie in den sieben Jahren, in denen sie Menschen bei Bestattungen Schlange durch ihre Trauer begleitet hat. Sie holt die verstorbenen Tiere ab, auf Wunsch begleitet sie auch beim letzten Gang zum Tierarzt. In ihrem Institut in der Weserstraße 30 versorgt sie die Tiere, richtet sie her, sodass ein liebevoller Abschied erfolgen kann. Alle Transporte erfolgen in einer E-Klasse von Mercedes und nicht in einem kahlen Transporter, der mehr an die Lieferung von Gegenständen erinnert als an die Beförderung von Lebewesen. „Bis auf die Kremierung in Verden passiert alles hier vor Ort. Das Tier bleibt immer in meiner Obhut und Zuständigkeit“, versichert Frau Rennhack.