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J. Heinr. Kramer Gruppe: Seit über 120 Jahren auf der Höhe der Zeit

Die BIS Wirtschaftsförderung ist Lotse für Unternehmen in Bremerhaven. Mit Beratung und Förderung unterstützen wir heimische Firmen – vom Stapellauf über die Expansion im Heimathafen bis zur Expedition in noch unerforschte Gebiete. In der Serie „Bremerhaven: Volle Wirtschaftskraft voraus“ stellen wir einige spannende Unternehmen aus Bremerhaven vor – und die Frauen und Männer, die dort am Steuerrad stehen. Diesmal geht es um die J. Heinr. Kramer. Gruppe, die sich nach vielen Jahrzehnten und vier Generationen Geschichte heute mitten in den Zukunftsthemen des industriellen Wandels wiederfindet.

25.09.2023
Autor: BIS Wirtschaftsförderung

Vier Generationen Geschichte in Bremerhaven

Innerhalb von vier Generation hat sich die Firmengruppe J. Heinr. Kramer von einer Kupferschmiede zur international tätigen industriellen Dienstleistungs- und Technologiegruppe mit rund 350 festangestellten Mitarbeiter:innen an vier Standorten entwickelt. „Wir können mit Stolz zurückblicken. Was wir – und zwar nicht nur wir als Familie Kramer, sondern auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in den vergangenen 122 Jahren geleistet haben, ist keine Selbstverständlichkeit“, sagt Julius Kramer, Urenkel des Firmengründers und seit 2016 geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe. „Das geht für mich auch mit einer großen Portion Verantwortungsbewusstsein einher.“

Das erste Kapitel der Unternehmensgeschichte schrieb Johann Heinrich Kramer: 1901 gründete der Kupferschmiedemeister einen Handwerksbetrieb, der in Bremerhaven vor allem dank der damals hochmodernen Dampf- und Kältetechnik an Bord der deutschen Fischdampferflotte reichlich Arbeit fand.
Die zweite Generation übernahm 1929 - in Person des damals erst 22-jährigen J. Heinrich Kramer. Unter seiner Geschäftsführung wuchs die Kupferschmiede, das heutige Apparate-bau-Handwerk, zum mittelständischen Unternehmen, ab 1947 begann er die Diversifikation der Gruppe durch Gründungen oder Übernahmen vor allem im Stahlbau und in der Elektrotechnik. 1965 folgte die Übernahme der traditionsreichen Geestemünder Maschinenfabrik Hans Seebeck GmbH.

Leistungsspektrum stetig erweitert

Zu diesem Zeitpunkt in der Firmen- und Familiengeschichte war das heutige Profil der J.H.K. Gruppe schon deutlich erkennbar. In einer beeindruckenden Bandbreite deckt die Bremerhavener Gruppe im Jahr 2023 die Kernsegmente Rohrleitungsbau, Stahlbau, Behälterund Anlagenbau, Elektroanlagenbau, Gerüstbau, Oberflächentechnik, Sondermaschinenbau und Systemlösungen für den Umschlag von Kraftstoffen ab – und das oft vom Engineering über die Fertigung bis zur Montage und Inbetriebnahme. „Wir haben alle Gewerke im Haus, um unseren Kunden als Systemintegrator schlüsselfertige Lösungen anbieten zu können“, erläutert Julius Kramer. Sechs operative Gesellschaften sind dafür unter dem Dach der J. Heinr. Kramer Holding GmbH & Co. KG vereint. „Wir bedienen Kunden vor allem im deutschsprachigen Raum, in einzelnen Bereichen auch weltweit“, erläutert der Geschäftsführer. Die Kunden kommen aus sechs hochrelevanten Kernbranchen: Energiewirtschaft, Prozessindustrie, Offshore, Schiffbau, Öl und Gas sowie Infrastruktur.

Den Wachstumskurs bis zu diesem Punkt setzte auch J. Heinrich Kramers Sohn Ingo Kramer fort, der 1986 in dritter Generation die Verantwortung für die Unternehmensgruppe übernahm. So wurde 1994 die ehemalige Grunau-Gruppe aus Bremen eingegliedert, und 2014 mit der Übernahme der Hamburger M+F Technologies GmbH ein weiteres Geschäftsfeld erschlossen. Unter der Ägide des Wirtschaftsingenieurs lieferte J.H.K. auch zwei seiner spektakulärsten Referenzen ab: Die Bauten der deutschen Forschungsstationen Neumayer II 1992 und Neumayer III 2007 in der Antarktis. Von 2013 bis 2020 fand er schließlich auch noch Zeit, als Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) die tarifpolitischen Interessen der gesamten deutschen Wirtschaft zu vertreten.

Bereit für die nachhaltige Transformation von Industrie und Immobilien

Anlässlich seines 65. Geburtstages übergab Ingo Kramer 2018 die unternehmerische Verantwortung an seinen Sohn Julius, der heute als geschäftsführender Gesellschafter die vierte Generation der Familie Kramer repräsentiert. Und die Gruppe wächst weiter: 2020 machte Julius Kramer im Bereich Sondermaschinenbau die J.H.K. Regeniter GmbH in Essen zu einem Teil der Gruppe, und 2022 fasste er Kompetenzen in der Heizungs-, Sanitär-, Klima-, Lüftungs- und Elektrotechnik in der neu gegründeten J.H.K. Gebäudetechnik GmbH zusammen. Der Bereich habe sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und stehe durch die Energiewende vor einem großen Wandel, sagt Kramer. „Die Neugründung soll klar nach außen signalisieren, dass wir in diesem Feld systematisch und strategisch aufgestellt sind. Die Gebäudetechnik spielt zukünftig eine tragende Rolle in unserer Unternehmensgruppe.“

Es sind zweifelsohne turbulente Zeiten, in denen der heute 36-Jährige das Ruder übernommen hat – und ganz besonders turbulent in jenen Branchen und Geschäftsbereichen, in denen die J.H.K. Firmengruppe tätig ist. „Das Thema Energiewende beschäftigt uns schon länger, auch die Dekarbonisierung der Industrie. Doch in den vergangenen zwei, drei Jahren, vor allem in den vergangenen 18 Monaten, hat sich das noch einmal brachial beschleunigt.“ Referenzen kann die Gruppe schon einige aufführen. Know-how und Arbeitskraft von J.H.K. stecken unter anderem im Neubau Europas größter Biogasanlage, im Umbau von Zementkraftwerken, die künftig ihre Abwärme über sogenannte ORC-Module (Organic Rankine Cycle) zur Stromerzeugung nutzen, in der ersten Pilotanlage für grünes Methanol als Schiffstreibstoff in Bremerhaven, in Energiezentralen für Quartiere wie dem Tabakquartier in Bremen, im Hydrogen Lab des IWES auf dem ehemaligen Flugplatz Luneort. Und auch die Mess- und Regelungstechnik sowie Software der M+F Technologies, dem technologie-orientiertesten Unternehmen der Gruppe, ist nach Jahren der Mineralöl-Dominanz längst bereit für alternative, grüne Kraftstoffe. „Was wir als Leistung erbringen, sind genau die Themen der Zukunft, die aktuell bundesweit die Debatten bestimmen“, führt Kramer aus. „Wir als Unternehmen werden Teil des Umbaus der energieintensiven Industrie und des Immobilienbestands in Richtung Nachhaltigkeit sein. Das ist ein wesentlicher Teil unserer Daseinsberechtigung.“

Bremerhaven ist Kern der Unternehmensgruppe

In dieser Zukunft spielt Bremerhaven eine große Rolle. „Bremerhaven ist seit der Zeit meines Urgroßvaters Kern und Ursprung des Unternehmens, und es ist sicherlich auch Kern der Zukunft des Unternehmens.“ Neben den weiteren Standorten Ahlhorn, Essen und Hamburg repräsentiert der Hauptsitz ein Drittel der rund 350 Köpfe starken Belegschaft und ein Drittel der Firmenleistungen. 1989 fand die Unternehmung ihren heutigen Standort an der Labradorstraße 5 im Fischereihafen. „Hier haben wir den Tiefseehafen mit Schwerlastpier direkt vor der Haustür. Wir können die Vorzüge des Standorts Bremerhaven voll ausnutzen“, sagt Julius Kramer. Zudem bietet das Grundstück viel Fläche für die Fertigung im Freien oder überdacht, für die 5000 Quadratmeter große Stahlbauhalle, für Kranbahnen mit bis zu 100 Tonnen Kapazität und nicht zuletzt das Bürogebäude der Firmengruppe.
„Ich glaube, wir sind in Bremerhaven gut beraten, unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, sondern zu zeigen, was wir hier alles leisten können und wie schön es hier auch ist“, sagt der 36-Jährige. „Das müssen wir alle gemeinsam, die hier in Bremerhaven wirtschaftlich, politisch oder sozial etwas bewegen wollen, nach außen tragen.“ Dieser Lokalpatriotismus ist mehr als ein Lippenbekenntnis, hat der Vater zweier, junger Kinder doch Bremerhaven auch zum Wohnsitz seiner Familie gemacht. Aber auch als Chef einer norddeutschen Unternehmensgruppe fühlt er sich hier – inhaltlich und geografisch – gut aufgehoben. „Wir sind als Unternehmen genau da, wo die industrielle Zukunft in Deutschland sichergestellt werden wird. Wir sitzen genau in diesem Umfeld, wo maßgeblich sichergestellt werden wird, dass der Umbau der energieintensiven zu einer nachhaltigen Industrie funktioniert. Und deswegen blicke ich auch sehr zuversichtlich nach vorne für unsere Unternehmensgruppe.“

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