03.06.2021
Autor: Ulrich Müller
„Guten Morgen, Kopenhagen“, begrüßte die Runde im Bremerhavener t.i.m.e.Port II das per Video zugeschaltete Team von Cobe in der dänischen Hauptstadt – die Presse war Mitte Mai zum „Zwischenbericht städtebaulicher Rahmenplan für das Werftquartier“ eingeladen. Oberbürgermeister Melf Grantz als Leiter der Lenkungsgruppe, die Senatorin für Wissenschaft und Häfen Dr. Claudia Schilling, Bürgermeister Torsten Neuhoff als für das Stadtplanungsamt zuständiger Dezernent und die Projektleiterin des Kopenhagener Architektur- und Stadtplanungsbüros Cobe, Carolin Nagel, gaben einen aktuellen Überblick über den Stand der Planungen.
Ein Areal mit mehr als 140 ha wassernaher Fläche, auf dem einmal 6.000 Menschen in besonderer Atmosphäre wohnen und 15.000 Arbeitsplätze versammelt sein sollen: Das Werftquartier wird ein großer Wurf. Und es wird die Menschen begeistern – darüber waren sich alle Beteiligten während der Präsentation des Zwischenstands der Cobe-Planungen einig.
„Mit dem Wissenschaftscampus des Alfred-Wegener-Instituts, das einen eigenen Forschungshafen bekommen soll, mit den Thünen-Instituten für Seefischerei und Fischereiökologie mit ihren Liegeplätzen im Fischereihafen I erhält das neue Quartier Akzente, die einmalig sind. Das Land unterstützt die Entwicklung Werftquartiers aus Überzeugung“, unterstrich Dr. Claudia Schilling, Bremer Senatorin für Wissenschaft und Häfen.
„Was hier entsteht, ist ein Quartier der Zukunft mit ganz neuem Mobilitätsverhalten.“, brachte Oberbürgermeister Melf Grantz seine Eindrücke auf den Punkt. „Es wird eine neue Stadtplanung mit vernetztem Wohnen, Arbeits- und Freizeitverhalten. Ein flexibler und digitalisierter öffentlicher Verkehr wird entwickelt, der Fahrrad- und Fußverkehrs in moderner Form ausgebaut“, präzisierte er und betonte auch die soziale Verpflichtung der öffentlichen Hand: „Es wird kein Schickimicki für Reiche!“
„Schallschutz, Artenschutz, Denkmalschutz, es sind vorab diverse Fachgutachten erforderlich.“ Der für die Stadtplanung zuständige Dezernent, Bürgermeister Torsten Neuhoff, verschwieg nicht die enormen Herausforderungen des Projekts und rückte trotzdem die große Chance in den Vordergrund: „Die Entwicklung des Werftquartiers lohnt sich, weil es Bremerhaven eine hervorragende Perspektive gibt.“
Das Blaue, das Grüne und das Urbane
Die Wasserflächen im Werftquartier bekommen neue Funktionen, werden Yachthafen, Forschungshafen und Hafen für Freizeitaktivitäten. Die „grünen Finger“ bieten Naherholungsmöglichkeiten, an denen verschiedene öffentliche Einrichtungen wie Kitas und Schulen, aber auch die Kultur andocken können. Das Grün verbindet zugleich die einzelnen Wohn- und Bebauungszonen, Autos sollen durch genau platzierte Parkmöglichkeiten weitestgehend aus dem an den öffentlichen Nahverkehr angegliederten Areal verbannt werden. Versorgt werden soll das insgesamt klimaneutrale Quartier, für das nachhaltige Baustoffe mit geringer „grauer“ Energie verwendet werden, mit regenerativer Wärme- und Stromerzeugung.
Der bei der Pressekonferenz vorgestellte aktuelle Planungsstand des Büros Cobe sieht außerdem drei markante Hochpunkte vor, die dem Quartier eine eigene Sichtbarkeit verleihen. Die städtebauliche Rahmenplanung, die auch das Wohnen auf dem Wasser vorsieht, wird zurzeit auf der Basis des Wettbewerbsergebnisses vorangetrieben. Parallel hat die Stadtverordnetenversammlung schon zwei Aufstellungsbeschlüsse für Bebauungspläne für das Gelände der ehemaligen Seebeck-Werft und die sogenannte Külken-Halbinsel gefasst.
Abstimmungsgespräche mit privaten Investoren und der Wohnungswirtschaft werden fortlaufend geführt, Oberbürgermeister Grantz setzt außerdem darauf, dass noch in diesem Jahr eine umfassende Bürgerbeteiligung möglich sein wird. „Wir wollen eine hohe Akzeptanz bei der Bremerhavener Bevölkerung erreichen, um das Werftquartier so zu entwickeln, dass es unsere Stadt faktisch und imagemäßig in eine moderne Zukunft transformiert. Das Leben am Wasser bekommt dabei eine ganz neue Bedeutung“, so Grantz weiter. „Die Menschen sollen und werden das Leben so spüren, wie es in Malmö oder Kopenhagen längst selbstverständlich ist.“
Das Werftquartier ist eine gemeinsame Vision, zu deren Verwirklichung die ersten konkreten Schritte getan sind. „Wissenschaft und Forschung werden dieses zukunftweisende Quartier prägen“, bekräftigte Senatorin Dr. Claudia Schilling bei der Präsentation des Planungsstands noch einmal. „Jetzt alles planungsrechtlich abzusichern, ist eine anspruchsvolle Aufgabe“, bestätigte Bürgermeister Neuhoff. „Ich bin mir aber sicher, dass es sich lohnt.“ Davon ist die Projektleiterin des Kopenhagener Cobe-Büros natürlich fest überzeugt. „Eine tolle Zusammenarbeit!“, war Carolin Nagels Abschiedsgruß aus Kopenhagen an die Partner in Bremerhaven.