21.06.2021
Autor: BIS / Helmut Stapel
Fisch aus Aquakultur ist stark nachgefragt. Inzwischen werden in dem Bereich weltweit größere Mengen produziert als Fische aus dem Meer gefangen. Doch wie nachhaltig kann Aquakultur sein? Mit der ersten deutschen Fischaktie hat das Unternehmen Transgourmet Deutschland einen Meilenstein in der tiergerechten Lebensmittelproduktion gesetzt. Im Bremerhavener Fischereihafen werden die Fische bei Transgourmet Seafood zentral angeliefert und bundesweit versendet.
Da wäre man wirklich gern Fisch. Im schleswig-holsteinischen Sarlhusen steht Fischzüchter Gunnar Reese an einem seiner Teiche zwischen den sattgrünen Eichen und blickt auf das glasklare Wasser. „Wir haben hier nur Naturteiche mit reinem Quellwasser“, sagt er und verteilt nochmal eben eine große Schippe mit Futter und Schwung über dem Wasser. Sofort verwandelt sich die Oberfläche in eine durcheinanderwirbelnde Wolke von glitzernden Fischlaiben. „Das sind unsere Goldforellen“, sagt der 60-jährige stolz.
Die nachhaltige Idee hinter der Fischaktie: Die Abnehmer aus dem Großhandel, der Gastronomie oder der Systemverpflegung erwerben mit dem Kauf der Aktie genau so viel Fisch, wie sie für ihren Betrieb oder ihre Kunden benötigen. Dementsprechend wird auch nur eine begrenzte Anzahl an Jungfischen zur Aufzucht in den Naturteichen ausgesetzt. „Ursprung“ ist ohnehin schon der Titel für nachhaltige Aquakultur und nachhaltig produzierte Lebensmittel bei Transgourmet. In Sarlhusen erfährt diese Bezeichnung praktisch ihre ökologische Krönung und wird dann über Bremerhaven zu den Kunden gebracht.
„Es geht uns vor allem um das Tierwohl und den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur“, sagt Arsalan Ghadiri-Pour vom Marketing bei Transgourmet. „Durch die Fischaktie möchten wir Kunden, Gastronomen und deren Gästen die nachhaltige Fischzucht möglichst nah bringen und sie in den schonenden Umgang mit der Natur einbinden.“ Der erfahrene Fischzüchter Gunnar Reese pflichtet ihm bei, holt mit dem Kescher behutsam einen Fisch aus dem Wasser und zeigt ihn. „Durch die begrenzte Anzahl haben die Tiere viel mehr Platz zum Schwimmen“, erklärt Gunnar Reese. „Es gibt bei uns keine Fische mit beschädigten Flossen, weil es zu voll im Wasser ist.“
Premiere hatte die Fischaktie im Sommer vergangenen Jahres. Aus dem ganzen Bundesgebiet von Berlin bis Essen waren die Fischaktionäre angereist, um sich ihre Fische und die Aufzucht in den Teichen anzusehen. Einer von ihnen ist der Gastronom Georg Janowski. „Meine Gäste lieben es, wenn ich am Tisch etwas zur Herkunft des Essen erzählen kann“, nickt der 61–Jährige. „Die Leute wollen einfach wissen, woher ihr Essen kommt. Sie unterstützen nachhaltige Tierzucht und Naturschutz.“ Die Fischaktie an sich kostet nichts. Sie steht durch die persönlich begrenzte Abnahmemenge für den bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Natur.
Aufgrund der großen Nachfrage haben sich auch in diesem Jahr gut 40 Abnehmer dafür entschieden, die Fischaktie und damit den Naturschutz in der Aquakultur zu unterstützen. 13.000 Fische schwimmen in den Naturteichen, wachsen heran und werden erst auf Abruf und Nachfrage in der tagesaktuell benötigen Stückzahl gefangen. „Das reicht von der 300-Gramm Bachforelle bis zum 500-Gramm Saibling“, erklärt Mitarbeiter Peter Vierus. „Wir wählen die Tiere für die Kunden direkt hier vor Ort aus.“
Und das bedeutet für die Fische kein abruptes Massen-Abfischen oder Wasserablassen im Teich. Im Gegenteil: Peter Vierus steht mit seiner grünen Anglerhose bis zur Brust im Wasser. Er zieht zusammen mit einem Kollegen ein Netz behutsam bis zum Ufer. Mit dem Kescher werden einzelne Fische herausgeholt. Sie kommen sofort in Transportwannen mit Wasser. „Wir wollen keine gestressten Tiere, die im Netz gequetscht werden“, betont Gunnar Reese.
Die Fische werden direkt auf dem Gelände verarbeitet, in Versandkisten auf frisches Eis gelegt und nahtlos in den Bremerhavener Fischereihafen geschickt. Hier kümmern sich die Experten von Transgourmet Seafood um den sofortigen Weiterversand per Lkw zu den Kunden in ganz Deutschland, damit der Fisch fangfrisch am jeweiligen Ziel ankommt – auch über Nacht.
Insgesamt laufen über Bremerhaven aus der Marke Ursprung und nachhaltiger Aquakultur für Transgourmet Seafood jährlich fast 200 Tonnen Fisch. Im vergangenen Jahr waren es 194 Tonnen – darunter Forelle, Karpfen, Stör, Hecht, Barsch, Garnelen, afrikanischer Wels aus Mecklenburg-Vorpommern und isländischer Lachs. Die Fischaktie hat einen wesentlich und vor allem wichtigen Anteil daran. Arsalan Ghadiri-Pour: „Die gesamte Beschaffungs- und Lieferkette unserer Fischaktie läuft durch den Bremerhavener Fischereihafen. Hier ist das Herzstück unseres Fischgeschäftes.“