10.06.2024
Autor: BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven
Süßigkeiten von den „Sour Patch Kids“ über „Airheads“ bis zu „Toxic Waste“, Jelly Beans, Chips und Knabbereien in der markanten violetten „Takis“-Verpackung, Kekse, Cerealien wie „Lucky Charms“, die überraschend beliebten „Pickles-in-a-Pouch“ – also Snackgurken in der Tüte von sauer über koscher bis scharf – oder die Gebäckrollen mit Cremefüllung namens „Twinkies“, ihr persönlicher Favorit: Stolz zeigt Kim Sarah Wendt-Wehmeyer das Sortiment in den Regalreihen ihres Candy Shops. „Wir haben fast ausschließlich amerikanische und britische Süßigkeiten im Angebot“, berichtet sie. „Marken, die man sonst nur aus Film und Fernsehen kennt, aber in den Supermärkten selten findet.“
Den „Appetit“ auf einen eigenen Candy Shop hat ein Besuch in London bei ihr geweckt. „Ich war überwältigt von den Sweet Shops“, erzählt Kim Sarah. „Sie waren super poppig und bunt dekoriert, ganz anders als ich das von Geschäften in Deutschland kannte.“ Und auch die Auswahl an Süßigkeiten sei in England und den Vereinigten Staaten viel größer als hierzulande.
Von der Ausbildung direkt in die Existenzgründung
Kim Sarah Wendt-Wehmeyer ist in Bremerhaven aufgewachsen, hat die Pestalozzischule, Schule am Leher Markt und die Kaufmännischen Lehranstalten (KLA) besucht. Verspielt und bunt wie ihr Candy Shop war auch ihr bisheriger beruflicher Werdegang: Kim hat bei „Smyth Toys“ in Bremen gearbeitet und dann bei „Spielemax“ in Bremerhaven die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau erfolgreich abgeschlossen. Im Mai 2023 war das. Aber Kim wusste schon weit davor, dass sie einen Candy-Shop eröffnen möchte. „Meine Eltern waren da eine große Inspiration“, verrät die 24-Jährige. „Sie waren fast 35 Jahre lang selbstständig tätig.“ Kim Sarah ließ nach ihrem Abschluss nur wenige Tage vergehen, bevor sie den ersten offiziellen Schritt als Unternehmerin wagte. Sie mietete einen Laden und machte sich an die Arbeit.
Glückliche Fügung bei der Standort-Suche
Ihren perfekten Laden-Standort fand sie in der Bürgermeister-Smidt-Straße 77, mitten in Bremerhavens Fußgängerzone. „Ich wollte unbedingt Schulen in der Nähe haben, hier sind gleich vier im engeren Umkreis“, freut sich Kim Sarah. „Und die Bushaltestelle direkt vor der Ladentür ist natürlich das Nonplusultra.“ Und noch eine glückliche Fügung: Die Ladenfläche wurde im Programm „Springflut“ angeboten, in dem die Städtische Wohnungsgesellschaft Bremerhaven (STÄWOG) leerstehende Gewerbeflächen als temporäre Pop-up-Stores anbietet, um dort Geschäfts- und Projektideen auszuprobieren.
Sie bewarb sich um den Standort und fand Unterstützung im Springflut-Team. Die Initiative helfe enorm, betont Kim Sarah. „Günstige Mietkonditionen haben das Risiko bei meiner Existenzgründung deutlich reduziert.“ Die „Bürger 77“ konnte sie vorerst bis 31. Dezember 2023 buchen. „Seit Jahresbeginn zahle ich nun die volle Miete für die Ladenfläche“, erläutert die Gründerin. Das macht sie zu einem Paradebeispiel dafür, dass die Springflut-Idee auch für die STÄWOG zündet und funktioniert.
Bunt und knallig wie noch nie
Inspiriert von ihrem Besuch in London, hat sich Kim daran gemacht, auch ihren Laden bunt zu gestalten. Die Wände sind in Rosa gestrichen, Fähnchen der USA und Großbritanniens hängen von der Decke, bunte Luftballons zieren die Regalreihen, hinter der Kasse prangt, umrahmt von einer Lichterkette, ein mehrere Meter breites Wandbild. Das Motiv – ein Mädchen mit Luftballons und Lollipops – hat die 24-Jährige mit Freunden und Familie selbst gemalt. Kim Sarahs großes Ziel ist „ein total bunter, knalliger Candy Shop, den man so noch nie irgendwo gesehen hat“. Das kommt bei ihrer Zielgruppe gut an, mit der sie per Du ist und die sie nur als „Kim“ kennt. „Unsere besten Kunden sind zwischen sechs und 17 Jahren alt“, sagt sie und lächelt.
Aber auch ans Praktische hat die Jungunternehmerin gedacht: Sitzgelegenheiten für Eltern und Großeltern, wenn sich die Kinder vor den bunten Regalreihen nicht so recht entscheiden können. Die Qual der Wahl nimmt Kim Sarah ihren Kunden auf Wunsch auch gerne ab und packt Überraschungstüten in verschiedenen Preisklassen. Inzwischen müssen ihre Kunden den Laden noch nicht mal betreten. Die Einzelhändlerin erläutert: „Auf Bestellung packen wir auch Pakete und versenden deutschlandweit.“
Frische Snacks gehen weg wie warme Semmeln
Größte und erfolgreichste Neuerung ist aber der „Snack Point“, den Kim vor einigen Monaten im Laden aufgebaut hat. An dem Tresen im Laden gibt es frische Snacks: Süßes wie Popcorn – süß oder Pancakes, aber auch Herzhaftes wie Hotdogs, Sandwiches oder Nachos mit Dip. Frische belegte Brötchen runden das Portfolio ab. „Die Snacks kommen super an. Vor allem nach Schulschluss herrscht hier immer großer Andrang. Vor allem dank der günstigen Preise“, freut sich Kim Sarah und deutet auf den Slogan an der Wand: „Das kann ich mir leisten“. Um den Andrang zu bewältigen, hat sie sich die Hilfe ihres Vaters Dirk gesichert.
Komplizierter Import für die süße Ware
Aber Herzstück von „Kim’s Candy Shop“ sind natürlich weiterhin die amerikanischen und britischen Süßigkeiten. „Alles, was wir anbieten, muss importiert werden“, sagt Kim Sarah. Per Internet recherchierte sie geeignete Marken und Händler, informierte sich über Mengen und Konditionen. „Ich habe mehrere Lieferanten angeschrieben“, erzählt sie. „Viele waren nicht sehr kooperativ, aber ein paar habe ich gefunden, die auch einer Gründerin mit einem neuen Laden gute Konditionen geben wollten.“ Damit alles seine Ordnung hat, müssten die Süßwaren natürlich auch auf Deutsch gelabelt sein, führt Kim Sarah aus. Also Mindesthaltbarkeitsdatum und Inhaltsstoffe müssen übersetzt und in deutscher Sprache auf die Packung geklebt werden. „Das übernimmt der Importeur in den Niederlanden“, sagt die Ladeninhaberin. Von fragwürdigen Trendprodukten wie dem extrem scharfen und bisweilen gesundheitsgefährdenden Kartoffelchip der „Hot-Chip-Challenge“ lässt sie von vornherein die Finger.
Es muss auch günstiger gehen
Auch heute noch, rund ein Jahr nach der Existenzgründung, nimmt der Einkauf einen großen Teil ihrer Zeit ein. „Ich will beweisen, dass man amerikanische und britische Süßigkeiten auch günstiger anbieten kann“, sagt Kim. Denn aus eigener bitterer Erfahrung weiß sie, wie entmutigend es ist, wenn eine Packung ihrer heißgeliebten „Twinkies“ 13 Euro kosten soll. „Als Kind oder Schülerin konnte ich mir das nie leisten.“ Darum sucht sie heute, als Inhaberin eines Candy Shops, ständig nach Sales und Rabattaktionen: „Wo gibt es ‚Warheads‘ gerade am günstigsten?“ Der Lohn der ganzen Mühe sind für Kim Sarah die großen Augen vor den Regalen und das breite Lächeln beim Verlassen.
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